Um aus der Masse herauszuragen, kann ich dir nur eins raten: Trau Dich – Sei einzigartig.
Was sich aus dem Annehmen oder Ablehnen dieses Rates für Konsequenzen ergeben, schildern die folgenden realen Ereignisse. Es war das erste Mal, dass ich selbst diesen Rat “Trau dich – sei einzigartig” befolgte.
Der Fachverband Wasserbett feierte zum 50. Geburtstag des Wasserbettes eine Kampagne mit dem provokanten Slogan „Schlafen ist Zeitverschwendung“. Auf der gleichnamigen Website präsentierten sich die teilnehmenden Händler mit einem kurzen Text sowie Bildern ihres Geschäftes.
Was beim Text auffiel:
Alle versprechen hochwertige Produkte, erstklassigen Service, individuelle Beratungen und langjährige Erfahrungen. Aus der Sicht des Händlers sind dies sicher wichtige Kriterien. Aus der Sicht des Kunden wird dies spätestens nach dem dritten Text ähnlicher Art eine Plattitüde. Die Entscheidung für oder gegen einen Händler wird vermutlich ausschließlich aus räumlichen oder preislichen Gründen getroffen. Aus Sicht des Händlers gewiss nicht das, was er sich wünscht. Aus Sicht des Kunden völlig logisch, da Einzigartigkeit fehlt.
Was bei den kurzen Texten aus obigem Beispiel noch nachvollziehbar sein mag, ist es bei längeren Texten von Unternehmenswebsites ganz sicher nicht mehr. Dabei spielt die Branche keine Rolle – es zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche. Kaum ein Unternehmen nutzt die Möglichkeit, seine Einzigartigkeit herauszustellen.
Woran mag das liegen?
Weiß das Unternehmen vielleicht nicht, was es von seinen Mitbewerbern unterscheidet? Oder gibt es schlicht keine Unterscheidung? Ist es die Angst davor, nicht alle Kunden anzusprechen? Aber geht das überhaupt und vor allem – will man das überhaupt?
Wenn ich für Unternehmen Texte schreibe, kitzele ich aus meinem Gesprächspartner immer heraus, was ihn von allen anderen unterscheidet und hebe dies hervor.
Beispiel: Beim Pressetext für ein Unternehmen anlässlich eines Jubiläums wollte ich von der Inhaberin wissen, in welcher Position sie seinerzeit in das Unternehmen eintrat. Ihre Antwort: „Als Mädchen für alles … so wie heute auch noch.“ Diese ehrliche Antwort zeigt mir – und damit allen Lesern – so viel mehr als die reinen Worte! Es zeigt zwischen den Zeilen, dass im Unternehmen niedrige Hierarchien herrschen. Dass Verantwortung großgeschrieben und der Teamgeist ausgeprägt ist. Der Kunde bekommt beim Lesen ein Gespür für die Philosophie des Unternehmens. Gefällt sie ihm, geht er hin. Gefällt sie ihm nicht, geht er nicht hin. Aber ist das für das Unternehmen nicht mehr Vor- als Nachteil?
Anderes Beispiel: Eine Werbeagentur, für die ich Texte schreibe, sagt ihren Kunden unverblümt, wenn eine Idee des Kunden nicht funktioniert und tut dies auch auf ihrer Website kund. Sind die vielleicht verrückt oder nur arrogant? Weder noch. Die Agentur verspricht ihren Kunden sehr viel. Sie kann dies Versprechen nur einlösen, wenn ihre Arbeit so exzellent ist wie sie versprechen. Wenn der Kunde die Arbeit vorgibt und die Agentur nur ausführendes Organ ist, wird dies nicht immer funktionieren.
Deswegen traut sich die Agentur, auch mal zu sagen: „Lieber Kunde, so funktioniert das nicht aus dem und dem Grund. Wir haben eine bessere Idee, die nachweislich aus dem und dem Grund besser funktioniert“. Klar wird es Kunden geben, die den Weg nicht mitgehen wollen, aber nochmal: Ist das für das Unternehmen nicht mehr Vor- als Nachteil? Besagte Werbeagentur hat ausschließlich positive Referenzen, Weiterempfehlungen in Hülle und Fülle und Folgeaufträge bestehender Kunden. Wäre dies auch so, wenn sie ihre Einwände und eigene Ideen runterschlucken? Und gemäß dem Motto „der Kunde ist König“ nur liefern würden, was dieser will?
Ich bin überzeugt: Einzigartigkeit zahlt sich aus. Sie zieht Kunden an, die zu genau diesem Unternehmen passen. Sie stärkt das Unternehmen und macht aus Auftraggebern und Auftragnehmern eine gleichberechtigte Partnerschaft zu beiderseitigem Nutzen.
Trau Dich – Sei einzigartig.
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