selbstgemachte Marmelade. Im Bild die Beeren, der Kochtopf mit den Beeren und die fertigen Gläser Johannisbeermarmelade

Meine erste selbstgemachte Marmelade

Selbst gemachte Marmelade ist einfach am leckersten …

Ja, ich weiß, ich sollte mich schämen, in meinem Alter noch nie Marmelade gekocht zu haben, wo ich doch weiß, dass selbstgemachte Marmelade die leckerste überhaupt ist, aber was soll ich sagen?

Ich hatte einen Papa, der für mich und meine drei Schwestern jedes Jahr rund 300 Gläser Marmelade gekocht hat. Für jede Tochter ein Glas pro Woche und ein bisschen für den eigenen Verzehr und “man weiß ja nie.”

Diverse Sorten, verrückte Kombinationen, allesamt süchtig machend und saulecker. Wir kannten es nicht anders, es war … normal.

Als Papa starb, war ich als Nesthäkchen erst 27, meine Schwestern 8, 10 und 12 Jahre älter als ich. Normal war ab da gar nichts mehr. Nur seine Marmelade … die haben wir noch gut drei Jahre gegessen, dann war auch im Kellerregal des Elternhauses die Lücke sichtbar.

Mitten im Berufsleben stehend hatte keine von uns Bock und Zeit zum Marmelade kochen. Also kauften wir. Und rümpften verächtlich die Nase und verzogen unsere Münder. Künstlich. Absolut künstlich dieser Mist.

Später hatten Peter und ich zwar einen Garten; in dem wuchs aber nichts, was man hätte ernten können. Durfte auch nichts wachsen. Vermieter können nervig sein.

Jetzt ist alles anders. In unserem Garten wachsen Äpfel, Birnen, Johannisbeeren, Trauben, Mirabellen, Holunder und irgendwo im Dschungel scheint noch ein Pflaumenbaum zu sein. Wir müssen uns da mit der Machete mal einen Weg schlagen, dann wissen wir es genau.

Also beschloss ich in diesem (zweiten) Sommer hier, die Vielfalt zu nutzen statt sie nur zu bestaunen und hab zum ersten Mal in meinem Leben selbstgemachte Marmelade aus Johannisbeeren gekocht.

Mit Pflücken, Vorbereiten und Zubereiten war ich etwa zwei bis drei Stunden beschäftigt. Allerdings lasse ich mir bei sowas auch gern Zeit (nein danke, kein Thermomix!). Die Ausbeute: vier Gläser.

Vier!

Zufrieden sitze ich auf der Terrasse und denke an meinen Papa. Und an 300 Gläser. Pro Jahr. Die Zeit, die Mühe, die Liebe. Und für uns war es normal. Schön, aber normal.

Am anderen Tag probiere ich erwartungsvoll. Und bin entzückt. Es ist saulecker! Papa wäre stolz. Und ich schwöre, nie mehr möchte ich normal finden, was von Liebe spricht. Jeder Bissen wird mich daran erinnern. Für Nachschub sorge ich höchstpersönlich.

Jetzt kann ich.

Jetzt darf ich.

Jetzt werde ich.

Es ist nie zu spät. Auch für ein “danke” ins Universum nicht. Nichts geht je verloren. Und die Liebe schon mal gar nicht.

Sabine 💚

Bildnachweis Sabine Krömer

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