Verbandsarbeit: Gemeinsam sind wir stark.
Wer noch nie aktiv Verbandsarbeit geleistet hat, macht sich keine Vorstellung, wie viel Arbeit im Hintergrund nötig ist, um im Vordergrund die Aufmerksamkeit zu erreichen, die primäres Ziel jeder Verbandsarbeit ist. Als ich 2006 die Leitung der Geschäftsstelle des Fachverbandes Wasserbett e. V. übernahm, ging es mir auch so. Völlig ahnungslos stolperte ich in ein System, dessen Thema – Wasserbett – mir zwar sehr vertraut war, die Strukturen und Arbeitsweisen innerhalb des Verbandes hingegen völlig fremd.
Allgemein definiert sich jeder Verband durch den Zusammenschluss von Personen mit gemeinsamen Interessen zur Verfolgung gemeinsamer Ziele. Konkret für den Fachverband Wasserbett bedeutet das: […] “Die Aufmerksamkeit für das Thema Wasserbett in der Öffentlichkeit durch Sachaufklärung weiter zu erhöhen. Dies geschieht unter anderem durch Zuhilfenahme medizinischer, wissenschaftlicher und technischer Erkenntnisse.” […]
Nach knapp 17 Jahren in der Geschäftsstelle und drei Jahren zusätzlich als Pressestelle des Verbandes ist jegliche Scheu und Angst von mir gewichen, der Respekt für die Arbeit des Verbandes gewachsen und meine Liebe zur Wasserbett-Branche definitiv zur “Everlasting Love” geworden. Gleichzeitig bin ich dankbar für Lernprozesse, die ich ohne die mir bis dato fremde Verbandsarbeit nie durchlaufen hätte und die mir auch im täglichen Leben zugutekommen.
Sechs Erkenntnisse, die ich durch Verbandsarbeit gewonnen habe:
- Steter Tropfen höhlt den Stein.
- Schnelle Erfolge und Verbandsarbeit sind so unwahrscheinlich wie ein Eisregen im Hochsommer. Verbandsarbeit lehrte mich Durchhaltevermögen und Disziplin.
- Klappern gehört zum Handwerk
- Je mehr Mitglieder ein Verband hat, desto mehr Geld fließt in die Verbandskasse. Je mehr Geld vorhanden ist, desto mehr Projekte können verwirklicht werden. Verbandsarbeit lehrte mich, Akquise mit anderen Augen zu betrachten. Zeigte mir, wie wichtig die eigene Begeisterung dabei ist und wo der Unterschied zwischen “überreden” und “überzeugen” liegt.
- Gruppendynamik fällt im Alltag in sich zusammen
- Es ist ein immerwährendes Phänomen: Auf gemeinsamen Veranstaltungen fließen Ideen, entstehen brillante Konzepte und herrscht Motivation im Überfluss. Nach der Veranstaltung im grauen Alltag bricht all das schnell zusammen, weil die verfügbare Zeit nicht in dem Maß vorhanden ist. Verbandsarbeit lehrte mich, dass Projekte am besten im kleinstmöglichen Team (zwei Personen) funktioniert. Auf diese Weise konnte der Fachverband Wasserbett schon großartige Projekte von der Theorie in die Praxis umsetzen.
- Diplomatie ist unumgänglich
- Insbesondere, wenn dein Produkt in der Presse von angeblichen Experten schlecht gemacht wird, gilt es Ruhe zu bewahren. Wer im Recht ist, hat es nicht nötig, laut oder ausfallend zu werden. Mit Diplomatie konnte der Fachverband Wasserbett sogar eine Korrektur (inklusive Mitteilung dieser an ihren ganzen Verteiler) eines dpa (Deutsche Presse-Agentur) Artikels erreichen. Verbandsarbeit lehrte mich sachliche Argumentation.
- Schlagfertigkeit ist hilfreich
- Hin und wieder kommen in jedem Verband Fragen vorhandener Mitglieder wie: “Welchen Vorteil habe ich denn von meiner Mitgliedschaft?” In der Regel von solchen, die sich durch Passivität auszeichnen. Besser, als genervt darauf zu reagieren, ist eine prompte Rückfrage: “Welchen Vorteil nutzt du denn schon?” In der Regel ist keine Antwort hier die Antwort. Eine gute Chance, um all die Vorteile noch einmal ins Bewusstsein zu rufen. Verbandsarbeit lehrte mich schlagfertig zu reagieren.
- Wir sind alle nur Menschen
- In Verbänden tummeln sich Kleinunternehmer, Großunternehmerinnen, Vertreter der Industrie. Auf Veranstaltungen treffen sich zudem Personen des öffentlichen Lebens, bekannte Speaker oder einflussreiche Trainerinnen. Autoritäten. Es fällt nicht ganz leicht, sich ihnen gegenüber ungezwungen zu fühlen. Verbandsarbeit lehrte mich, dass auch Autoritäten Menschen aus Fleisch und Blut sind. Es ist nicht nötig, ihnen mehr Respekt entgegenzubringen als jedem anderen Menschen auch.
Für mich war Verbandsarbeit auch Persönlichkeitsentwicklung. Dafür werde ich ewig dankbar sein. Der Verband wiederum würdigte meine Arbeit auf der letzten Jahreshauptversammlung im September 2022 mit den Worten: “Sabine ist die Queen Mum des Verbandes.” Ich erwiderte: “Und wie diese schwöre ich, bis zu meinem Ende für diesen zu arbeiten.” Ich sag’s ja, schlagfertig. Und ehrlich gemeint natürlich auch.
Bildnachweis Fachverband Wasserbett