Texte schreiben kann sie, oder? Hm. Welche Art Texte kann künstliche Intelligenz allerdings nicht schreiben?
Es ist logisch, dass ich als Texterin mir auch so meine Gedanken über künstliche Intelligenz und den Hype rund um ChatGPT gemacht habe. Es heißt, die schreibende Zunft ist dem Untergang geweiht. Künstliche Intelligenz kann es schneller, günstiger und vor allem besser. Ich war mir da nicht so sicher. Nicht, weil ich von mir selbst so übertrieben überzeugt bin, nein. Ich habe mich nur gefragt, ob das, was eine Maschine – die immerhin nur wiedergibt, womit sie gefüttert wurde – wirklich so viel besser sein kann. Immerhin kann sie ja nicht selber denken. Noch nicht jedenfalls. Also grübelte ich weiter: Was kann künstliche Intelligenz wirklich?
Eine Challenge zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz
Tatsächlich habe ich in den sozialen Medien mehrfach meine Bereitschaft geäußert, mich ganz konkret mit einer künstlichen Intelligenz zu messen. Eingegangen ist auf dieses Angebot niemand. Wahrscheinlich haben alle gedacht, ich wäre ein überhebliches dummes Gör. Also habe ich Abstand genommen und weiter gegrübelt. Und plötzlich nahm ich an einer Challenge teil, die weder als solche gekennzeichnet, noch von mir als solche gedacht war. Und so kam es:
Eine LinkedIn Nutzerin berichtete über ein Stellenangebot, das eine Freundin von ihr erreicht hatte, ohne dass diese sich zuvor konkret beworben hatte. Toll, oder? Nun. Lies erst einmal, wie dieses Stellenangebot geschrieben wurde:
“Wir sind auf dich aufmerksam geworden und denken, dass du von deinem Wissen her gut zu unserer Kanzlei passen würdest. Wir suchen derzeit jemanden für unsere ZV-Abteilung und einen Ausbildungsbeauftragten. Wir sind eine mittelständische Kanzlei in München und würden dir auch die Umzugskosten zahlen. Weitere Details findest du in unserer Stellenausschreibung (Link wurde eingefügt). Eine Sache wäre allerdings noch wichtig für uns. Da auch unsere Sekretärinnen viel Mandantenkontakt haben, ist uns das äußere Erscheinungsbild sehr wichtig. Wenn du bei uns arbeiten möchtest, müsstest du gegebenenfalls etwas abnehmen. Das wäre natürlich dann für beide Seiten ein positiver Effekt. Wir freuen uns auf deine Bewerbung.”
aus einem LinkedIn Beitrag
Ich war so geschockt, dass ich innerhalb 60 Sekunden eine mögliche Antwort an die Kanzlei geschrieben und als Kommentar veröffentlicht habe. Ich zeige ihn dir später im Screenshot. Etwas später las ich einen neuen Kommentar, in dem jemand ChatGPT um eine mögliche Antwort gebeten hatte. Sehr interessant! Die künstlich erstellte Antwort war gut, sachlich, freundlich und erwähnte vier entscheidende Aspekte: Diskriminierung und Ungleichbehandlung, negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl, Arbeitsklima und Unternehmenskultur sowie falsche Prioritäten setzen. Diese Punkte waren selbstverständlich fett markiert, schön durchnummeriert und durch wortreiche Erläuterungen näher ausgeführt. Der Kommentar begeisterte 15 Lesende, die mit Applaus und Like reagierten. So viel Interaktion für einen Kommentar (!) ist viel auf Social Media.
Der beigefügte Screenshot von meiner Antwort zeigt – wie die oben erwähnte Interaktionsrate – die aktuelle Situation eine Woche nach Veröffentlichung:
Meine – und offensichtlich nicht nur meine – Erkenntnis: Was kann künstliche Intelligenz nicht?
Künstliche Intelligenz kann weder sarkastisch, schlagfertig, ironisch, zwischen den Zeilen oder doppeldeutig Ohrfeigen verteilend schreiben. Sie kann frei jeglicher echter Emotionen sachlich schreiben, mehr nicht. Das kann reichen, tut es aber beileibe nicht immer. Die Interaktionen auf meinen Kommentar im Vergleich zu jenen des von ChatGPT produzierten Textes sprechen eine deutliche Sprache. Und haben mir nun doch eine Challenge geschenkt; auch wenn ich nicht wusste, dass es eine wird. Das hat richtig Spaß gemacht!
Wenn du einmal unzufrieden mit deinen von ChatGPT ausgespuckten Texten bist, lass es mich wissen. Ich gebe mein Bestes für dich. Immer. Auch und insbesondere mit dem, was da zwar nicht schwarz auf weiß geschrieben, aber umso lauter gehört wird …
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