Bücher, die mich begeistert haben. Mein Buchtipp 33 – Dame Stephanie Shirley: Ein unmögliches Leben
Die Autorin wurde letztes Jahr 90 Jahre alt und wird nicht müde, von ihrem Leben zu sprechen. Zum Glück für uns alle, denn von ihr können wir auch heute noch unglaublich viel lernen. Und auch wenn ihr Leben in vielen Punkten nicht mit dem übereinstimmt, was ich persönlich für mein erfülltes Leben brauche, wird sie mich in noch mehr Punkten fortan inspirierend begleiten. Das gilt vermutlich für alle, die ihr Buch lesen werden. Deshalb eine Herzensempfehlung: Mein Buchtipp 33 – Dame Stephanie Shirley: Ein unmögliches Leben.
Klappentext zum Buch
Als eine der ersten Frauen weltweit gründet Stephanie Shirley 1962 in ihrem Wohnzimmer eine Softwarefirma, lange bevor Computerprogramme alltäglich wurden. Mit der Idee Software zu verkaufen, ging sie neue Wege. Doch niemand reagiert auf ihre Angebote – weil sie eine Frau ist. Sie wird verspottet und ausgelacht. Erst als sie ihre Briefe mit ›Steve‹ unterschreibt, erhält sie nach und nach gewinnbringende Aufträge. Die Firma, in der sie nur Frauen anstellt, floriert bald und ermächtigt eine ganze Generation Programmiererinnen in einer Männerdomäne. Ihre Biografie erzählt eindrucksvoll vom steinigen Weg zum Erfolg, ihrem Kreuzzug für die Frauen und gibt auch sehr persönliche Einblicke in ihr Leben: in ihre Flucht im Zweiten Weltkrieg mit dem jüdischen Kindertansport von Wien nach England, in ihre Familiengeschichte und in den tragischen Verlust ihres autistischen Sohnes Giles. Eine inspirierende Geschichte über eine außergewöhnliche Frau!
Meine Eindrücke vom Buch: Dame Stephanie Shirley
Zunächst habe ich Stellen im Buch markiert, die ich unbedingt in diese Rezension einfließen lassen wollte. Doch schon nach dem ersten Drittel erkannte ich: Das wird ein eigenes Buch, so geht das nicht. Fasse ich mich also kurz.
Einfach anzufangen mit einer eigenen Version scheint nicht der schlechteste Weg für eine Selbständigkeit zu sein. Nicht, wenn du genug Willen, Energie und Ausdauer mitbringst. So wie Steve (ich nenne die Autorin fortan Steve, denn so ruft sie auch heute noch jeder). Selbst 150 Euro Startkapital (und das ist schon umgerechnet) reichten ihr. Mit unglaublich viel Ehrgeiz, Mut, dem Beschreiten neuer Wege und dem fast schon starrköpfigem aus dem Weg räumen bürokratischer Hindernisse wächst ihre kleine Firma Freelance Programmers zu einem Imperium. Wobei der Weg alles andere als einfach war. Er war lang und es dauerte Jahrzehnte, bis nennenswerte Gewinne abgeworfen wurden. Er war kräftezehrend, denn ihr privates Leben hätte nicht schwieriger sein können. Er war enttäuschend, denn von ihr als loyal erachtete Mitarbeiterinnen fielen ihr in den Rücken.
“Wie hat sie das bloß geschafft?” Mehr als einmal habe ich mich das gefragt. Sie selbst schreibt, dass sie – weil sie als Kind via Kindertransport von Wien nach England dem Nazi-Regime entkommen konnte – das Gefühl hatte, ihr Leben müsse etwas Besonderes werden. Sie selbst müsse es wert sein, gerettet worden zu sein. Was für eine Kraft sie aus einer Situation gezogen hat, an der andere verzweifelt wären oder sich lebenslang als Opfer gefühlt hätten. Aller Anstrengung und allem Einsatz zum Trotz ist Steve sich dennoch sicher, dass sie auch viel Glück im Leben gehabt hat, indem sie einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Das fand ich sehr beruhigend, nimmt es uns doch die Last ab, für alles im Leben selbst verantwortlich zu sein. Nein. Manch äußere Umstände können begünstigen oder abwehren, da kannst du so gut oder so schlecht sein, wie du willst.
Von der inzwischen verstorbenen Queen wurde Steve für ihre Verdienste um Wirtschaft und Gleichberechtigung geadelt und zur “Dame Commander of the Order of the British Empire” ernannt. Ihr Vermögen betrug im Jahr 2000 geschätzte 140 Millionen Pfund, von denen sie über die Hälfte für wohltätige Zwecke gespendet hat, denn “Geld … das sind doch nur bedeutungslose Zahlen. Mir ging es immer um den sozialen Aspekt, ich wollte Frauenarbeit fördern.” Bedenke ich, dass rund 70 ihrer Mitarbeiterinnen dank innerbetrieblicher Gewinnbeteiligung zu Millionären wurden, kann ich nur sagen: Das haben Sie geschafft, Lady!
Zwei Zitate möchte ich noch einfügen, die mir klar gemacht haben, warum ich persönlich nie eine erfolgreiche Unternehmerin (in dem Sinne) werden kann, wobei es für mich völlig in Ordnung ist. Es so schwarz auf weiß zu lesen, war dennoch erhellend. Vielleicht auch für dich?
“Wenn dir Scheitern Angst macht, lass es.”
Dame Stephanie Shirley alias Steve
“Die Vision, scheitern zu können, ist Bestandteil meines Feuers.”
Ira Schmalbrock
(ein geschätzter Kontakt aus LinkedIn). Hat nichts mit dem Buch zu tun, allerdings sah ich dieses Zitat von ihr beim Lesen dessen und fand es ebenfalls erhellend.
Über die Autorin
Das Buch ist eine perfekte Quelle, um mehr über diese beeindruckende Persönlichkeit Stephanie Shirley zu erfahren. Wem dies zu mühselig ist, dem gebe ich gern noch zwei Links weiter. Einmal dieses Interview und einmal diesen Film.
Bildnachweis Lizenz erteilt von Goldmann Verlag in der Penguin Verlagsgruppe