Bücher, die mich begeistert haben. Mein Buchtipp 34 – Ane Riel: Geister weinen nicht
Es ist mit Sicherheit das herzzerreißendste Buch, das ich seit langem gelesen habe. Unendlich traurig. Schwer vorstellbar. Etwas verrückt. Kaum zumutbar. Und trotzdem lege ich es allen ans Herz, das Buch von Ane Riel: Geister weinen nicht.
Klappentext zum Buch
Seit dem Tod ihres Mannes lebt Alma allein in ihrem Haus am Ende der Sackgasse eines kleinen dänischen Dorfes. Ihr Gedächtnis lässt sie immer häufiger im Stich, die Gicht plagt sie, sie ist taub, auch die Beine wollen nicht mehr so recht. Doch Abend für Abend zieht sie gewissenhaft ihre gute alte Bornholmer Standuhr auf. Sie weiß: Wenn sie die Uhr eines Abends nicht mehr aufzieht, wird sie am nächsten Morgen auch nicht mehr aufwachen. Bis eines Tages ein Junge mit seinem Hund am Haus vorbeigeht und eine unerwartete Freundschaft beginnt. Der Junge haucht ihr neues Leben ein, Erinnerungen an ihren Mann, den Uhrmacher Otto, kommen ihr in den Sinn: von einem gemeinsamen Tanzabend etwa, aber auch von einem Unglück in seiner Werkstatt, seinem Jähzorn in der Zeit danach. Nur Alma kennt die Wahrheit darüber, was wirklich mit ihm geschehen ist. Leider erinnert sie sich nicht mehr daran…
Meine Eindrücke vom Buch: Geister weinen nicht
Mehr als einmal hab ich das Buch zur Seite legen und nachdenken müssen. Ist das möglich? Können Menschen sich so verändern? Kann aus Liebe Hass werden? Kann Einsamkeit tatsächlich so allumfassend sein? Kann es wirklich sein, dass Unfassbares in unserer Nähe passiert und kein Mensch kriegt es mit? Ist es möglich, dass kleine Kinder etwas spüren, das uns Erwachsenen abhanden gekommen ist?
Je mehr ich nachdachte, je sicherer wurde ich: Ja, das könnte genauso passiert sein. Menschen können sich verändern. Durch Krankheit, einen Unfall, tragische Ereignisse. Auch langjährige Ehen ändern sich. Es wird immer wichtiger, sich an das Gute, das Verliebte, das gemeinsame Lachen, die schönen Momente, die Zärtlichkeit zu erinnern. Es wird auch immer wichtiger, hin und wieder zu dem Menschen zu werden, der wir einmal dauerhaft waren: Unbeschwert, zuversichtlich, albern, fröhlich, vertrauend. Am einfachsten schaffen kleine Kinder es, alte Menschen wieder in diesen Zustand zu versetzen. Vielleicht wäre es deswegen eine gute Idee, Alt und Jung mehr zueinander finden zu lassen. Sie könnten sich gegenseitig heilen.
Und was das tröstliche Ende des Buches betrifft:
Keiner von uns weiß, was passiert, wenn wir unseren letzten Atemzug gemacht haben. Du musst also nicht glauben, was dort beschrieben wird. Es ist nur ein Roman. Andererseits? Ich persönlich glaube, dass es genau so sein wird. Durch ähnliche Erfahrungen, die ich machen durfte. Und weil es schön war und ich es deswegen glauben will. Damit am Ende doch noch alles gut wird …
Über die Autorin
Ane Riel ist eine dänische Romanautorin. Sie selbst betrachtet ihre Romane als literarische Fiktion. Alle ins Deutsche übersetzte Romane der Autorin finden sich hier.
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