Coverbild zu meinem Buchtipp 38 - Hallo du Schöne von Ann Napolitano

Buchtipp 38 – Hallo, du Schöne

Bücher, die mich begeistert haben. Mein Buchtipp 38 – Hallo, du Schöne

Was bin ich froh, mich nicht von Titeln blenden zu lassen, denn ansonsten hätte ich dieses wunderbare Buch wohl kaum gelesen. Dachte ich beim Titel doch zunächst an irgendeine belanglose Lektüre über schöne Menschen und hatte selbstverständlich nur die äußere Schönheit im Kopf. Vorschnelle Urteile, auch mich erwischen sie hin und wieder. Tatsächlich bezieht sich der Titel auf einen Ausspruch von Charlie, Vater von vier Töchtern, mit dem er diese bei ihrem Anblick immer begrüßt und damit die innere Schönheit jeder seiner Töchter meint. Dieses leise und warmherzige Buch wird gern zu meinem Buchtipp 38: Hallo, du Schöne von Ann Napolitano.

Klappentext zum Buch

Gemeinschaft und Zugehörigkeit kennt William Waters nur vom Basketballplatz. Das ändert sich, als er am College die temperamentvolle Julia Padavano kennenlernt und sich in sie verliebt. Er, der eine unglückliche Kindheit erlebt hat, erfährt, was es heißt, eine Familie zu haben. Denn Julia und ihre drei Schwestern sind unzertrennlich und ihre Eltern immer präsent. William wird Teil des so herrlichen wie anstrengenden Chaos aus Liebe und Fürsorge. Zusammen überstehen die Schwestern den Tod des Vaters und den Weggang der Mutter. In allen Krisen geben sie einander Halt und erfreuen sich gemeinsam an Julias Glück mit William. Doch seine tiefe Einsamkeit wirft nicht nur Julias genau durchdachte Pläne für ihre gemeinsame Zukunft über den Haufen, sondern treibt auch die vier Schwestern auseinander – bis ein Schicksalsschlag ihren alten Zusammenhalt erfordert.

Meine Eindrücke vom Buch: Hallo, du Schöne

Familie. Dieses seltsame Konstrukt, in das wir alle hineingeboren werden und das uns stärker beeinflusst, als wir es für möglich halten. Während William Familie nur als einen Ort erlebt, an dem er nur geduldet, aber weder geliebt noch unterstützt wird und der Tod seiner Schwester kurz nach seiner Geburt alles überschattet, ist Julia nur ein Puzzleteil von vielen, die als Ganzes gesehen eine Familie ergeben. Eine, in der geliebt, gelacht, gestritten und alles miteinander geteilt wird. Einsamkeit kennt Julia nicht wirklich, William dafür umso besser.

Dass ausgerechnet zwei so grundverschiedene Menschen sich ineinander verlieben, scheint auf der einen Seite logisch (suchen wir doch alle nach unserer Ergänzung, nach dem, was uns selbst fehlt) und auf der anderen Seite spürt man schon beim Lesen, dass das auf Dauer nicht gutgehen kann. Die jeweilige Andersartigkeit macht Verständnis auf einer tieferen Ebene nahezu unmöglich. Warum das Ganze nicht in einem Desaster endet, ist Julias Familie zu verdanken. Die sich nicht für eine Seite entscheidet, sondern Raum für beide gibt und Türen offen hält.

Gedankenfetzen, die mir beim Lesen durch den Kopf gingen:

  • Du kannst noch so viel Kontrolle auf dich, dein Leben und das der anderen ausüben: Am Ende erkennst du, dass auch du nicht alles kontrollieren kannst.
  • Wir alle tragen Wunden in uns. Das bedeutet aber nicht, dass wir auf Dauer beschädigt sind. Heilung ist möglich. Auch Jahrzehnte später noch.
  • Einsamkeit ist (auch) selbstgewählt. Es gibt immer Menschen, die dich lieben, so wie du bist. Und die dich gern unterstützen. Du musst es nur zulassen.
  • Liebe ist das Fundament, das Trümmer wegräumt und stabile Gebäude entstehen lässt, denen ein Sturm nichts mehr anhaben kann. Es mag bisweilen zugig werden und heftig rütteln, einstürzen wird es nicht mehr.
  • Offenheit mag zwar deine Verletzlichkeit offenbaren, aber sie schenkt dir auch Wahrhaftigkeit.

Zum letzten Punkt hier ein wunderbares Zitat aus dem Buch:

Sie fragte sich, “ob Mut und Verlust wohl ein festes Paar waren. Man wagt das Undenkbare und bezahlte dafür.”

Dies war eins der Bücher, das ich sehr langsam gelesen habe. Ich wollte nicht, dass es zu Ende ist. Wollte die Figuren, die mir wie reale Personen erschienen, denen ich an der nächsten Straßenecke wahrhaftig begegnen kann, nicht verlassen. Und verlassen werden sie in der Tat mein Herz nicht so schnell. Ich stimme der Presse in ihrer Beurteilung zu:

“Selten ist so mitreißend, so intelligent und zärtlich über Familie und Liebe, Schmerz und Heilung geschrieben worden, wie es Ann Napolitano in ›Hallo, du Schöne‹ gelungen ist.”

Über die Autorin

Ann Napolitano studierte an der New York University und unterrichtet heute an verschiedenen Universitäten Literatur. Sie war Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift One Story und wurde 2019 für den Simpson/Joyce-Carol-Oates-Literaturpreis nominiert. ›Hallo, du Schöne‹ stand monatelang auf der New-York-Times-Bestsellerliste und war sowohl eine Empfehlung des Oprah-Winfrey-Book-Clubs als auch auf Barack Obamas Buchempfehlungsliste Sommer 2023 vertreten. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in New York/Brooklyn.”

Bildnachweis Lizenz erteilt vom Dumont Buchverlag

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