Das Enneagramm: Neun Spiegel der Seele. Persönlichkeitstest mit Tiefe.
Ich lernte das Enneagramm durch meine damalige Chefin Iris Geyer kennen. Iris war ein Mensch, der genau hinschaute und Menschen gern dort einsetzte, wo sie ihr größtes Potential entfalten konnten. Das Enneagramm – die neun Spiegel der Seele hat ihr dabei geholfen, denn sie war eine “Menschen-Leserin”.
Zu der Zeit, als ich Iris kennenlernte, steckte ich mitten in meiner Selbstfindungsphase. Wollte wissen, warum ich so bin, wie ich bin. Was mich antrieb, und was mich zurückhielt. Was ich akzeptieren lernen musste, und was ich ändern konnte. Und vor allem: Den Unterschied zwischen beidem erkennen lernen. Ich hatte zig Persönlichkeitstest gemacht, fundierte und solche aus Zeitschriften. Interessant war alles, weitergebracht hat mich nichts.
Bis Iris und ein mit ihr befreundeter Coach ein Seminar für uns machte und uns vom Enneagramm erzählte. Und dessen neun Spiegeln der Seele.
Nach dem Seminar schlich ich mich zum Coach und wollte diesen Test machen. Unbedingt. Er wiegelte ab. Es sei sehr langwierig und gehe sehr in die Tiefe. Das sei nun wirklich nichts, um es zwischen Tür und Angel abzuhandeln. Ich blieb stur, und schließlich einigten wir uns darauf, uns um eine bestimmte Uhrzeit zu treffen und eine gute Stunde Zeit nur für uns zwei zu investieren.
Ich erinnere mich genau: Bei den ersten Fragen, die es zu beantworten galt, habe ich noch gedacht, was daran jetzt bitte so geheimnisvoll sein soll. Allerdings sah ich das ab der etwa zehnten Frage völlig anders und konnte dem Coach nicht mehr in die Augen schauen. Das Enneagramm geht derartig in die Tiefe, dass man sich ganz durchsichtig vorkommt, und es ist weiß Gott nicht immer schön, was da zum Vorschein kommt. Aber darum geht es auch gar nicht.
Das Enneagramm zeigt vielmehr auf, welchen Weg man einschlagen kann, um zu wachsen. Es urteilt nicht, und es bevorzugt keine Persönlichkeitsstruktur. Es versöhnt einen mit sich selbst und hilft, Grenzen zu überwinden. Unter Stress weniger in alte Verhaltensweisen zu verfallen. Wie überhaupt freier in seinen Entscheidungen sein zu können.
Bei mir hat es Toleranz gefördert, Gelassenheit, Demut, Vertrauen und Mut. Besonders der Mut tut mir gut, und ohne ihn wäre ich zum Beispiel auch nicht hier.
Diese Zeilen stammen aus dem Enneagramm, eine Typenlehre zur Beschreibung verschiedener Persönlichkeitsstrukturen.
- Es ist eine Undankbarkeit, sagt der verletzte Stolz der ZWEI
- Es ist ein Unglück, sagt die Berechnung der DREI
- Es ist eine Tragik, sagt die Schwermut der VIER
- Es ist, wie es ist, sagt die Liebe des göttlichen Herzens
- Es ist Unsinn, sagt die Vernunft der FÜNF
- Es ist leichtsinnig, sagt die Vorsicht der SECHS
- Es ist nicht so schlimm, sagt die Trostkunst der SIEBEN
- Es ist, wie es ist, sagt die Liebe des Geistes
- Es ist erbärmlich, sagt die Selbstherrlichkeit der ACHT
- Es ist aussichtslos, sagt die Trägheit der NEUN
- Es ist ein Fehler, sagt die Moral der EINS
- Es ist, wie es ist, sagt die leibhaftige Liebe
Wer sich mit dem Enneagramm beschäftigen möchte, sollte das am besten mit Unterstützung von einem Coach tun, der einem über die erste Verstörung hinweghelfen kann. Ich habe einen gebraucht …
Bildnachweis Canva