Nico Ellermann gehört mit seinem Geburtsjahrgang 1994 zur Generation Millennials. Verweichlicht und arbeitsscheu soll diese sein. Pah! Ich ziehe meinen Hut vor diesem Menschen.
Betten Bormann ist ein Bettenfachgeschäft, für das ich seit vielen Jahren Texte schreiben darf. Mit Inhaberin Sabine Ellermann war die Zusammenarbeit einfach so, wie sie es auch für ihr Fachgeschäft beschreibt: Traumhaft. Ein wenig besorgt war ich deshalb schon, als sie ihr Unternehmen in die Hände ihres Sohnes Nico legte, denn Nico gehört der Generation Millennials an, ich hingegen bin ein Boomer. Kann das gutgehen?
Feiern können sie definitiv, die Generation Millennials
2014 fand die zweite Monteurschulung des Fachverband Wasserbett statt. Von Betten Bormann waren gleich sieben junge Männer auf einen Streich angemeldet, unter ihnen auch Nico Ellermann. Nico absolvierte zu diesem Zeitpunkt eine ganz normale Ausbildung im Familienunternehmen seiner Eltern und schnupperte in jeden Arbeitsbereich rein. Montage gehörte auch dazu – es ist immer gut, rein praktisch zu wissen, was theoretisch nur gelernt werden kann.
Am Ende des ersten Seminartages geht die ganze Truppe immer schick essen, zu diesem Zeitpunkt stoße ich auch dazu. Neben der Organisation der Veranstaltung liegt auch die Verteilung der Zertifikate in meiner Verantwortung, und ich sehe schon ganz gern persönlich das Gesicht hinter der Auszeichnung. So lernte ich Nico kennen. Er und seine Kollegen sorgten für gute Stimmung, sowohl bei der Veranstaltung als auch beim abendlichen Ausklang des Tages.
Später im Hotel hatten die Betten Bormänner noch lange keine Lust, schlafen zu gehen und feierten vor dem Hotel weiter. Offenbar so ausgelassen, dass dabei eine Hotelbank zu Bruch ging, und ich am anderen Morgen telefonisch von dieser “Ungeheuerlichkeit” in Kenntnis gesetzt wurde. Ein paar Telefonate später hatten sich die Gemüter wieder beruhigt, denn ganz ehrlich? Sowas kann vorkommen, ist durch eine Versicherung gedeckt und nun wirklich kein Grund, sich aufzuregen. Ich jedenfalls fand das allenfalls lustig. Ich mag fröhliche Menschen einfach.
Als Sabine Ellermann mir dann Ende 2018 erzählte, dass sie einen gleitenden Übergabe in der Geschäftsführung plane und ihrem Sohn die Geschäftsführung anvertrauen will, hatte ich trotzdem sofort wieder dieses Bild im Kopf: Nico, 20 Jahre jung, übermütig, Flausen im Kopf, na ob das funktionieren kann?
Schande über mein Haupt und alle, die denken, die Generation Millennials wäre keine, die Verantwortung tragen kann. Ich schäme mich noch heute über meinen spontanen Gedanken …
Und jetzt passt einmal gut auf, denn so ging es mit Nico – Generation Millennials – weiter.
- Nico mietete für sich und seine Eltern 2019 ein paar Tage in einem Hotel. Um dort in aller Ruhe, fern jeglicher Ablenkung und Störung, die Geschäftsübergabe im Detail zu besprechen und zu planen. Er erzählte seinen Eltern, was er sich wünschte und welchen Weg er in Zukunft einschlagen will. Dabei warf er keineswegs alles Bisherige über den Haufen (wäre auch schön blöd gewesen, denn seine Eltern waren und sind sehr erfolgreich), brachte aber frische, neue Ideen im Gepäck mit. Dass er sich für dieses Gespräch ein Hotel mietete und nicht die elterliche Wohnung nahm, halte ich für eine sehr weise Entscheidung. Neutraler Boden und so. Respekt!
- Da ich quasi von seinen Eltern zur “Mitnahme” empfohlen wurde, ließ Nico sich einen Text von mir schicken und gab mir sehr wertvolles und konstruktives Feedback. Auch ich musste meine Arbeit nicht von Grund auf neu strukturieren, lediglich in einigen Bereichen gab es Neues für mich zu beachten. Beispielsweise legt Nico – auch wegen seines Teams – sehr viel Wert auf geschlechtsunabhängige Kommunikation. Gendern ist nun angesagt, wenn ich für Nico schreibe, und ich lerne nicht nur, dass (m)eine persönliche Abneigung dagegen vielleicht doch mehr mit einem Widerwillen gegen Neues zu tun hat, als ich es von mir selbst glauben will. Tatsächlich fällt es mir mittlerweile leicht, und ich stehe dem Thema neutral gegenüber.
- War die Zusammenarbeit mit Sabine Ellermann schon traumhaft, ist die mit Nico in keinem Bereich weniger traumhaft. Er ist sehr strukturiert, zuverlässig, liefert pünktlich und gibt stets Rückmeldungen. Ein Traumkunde.
- In punkto Höflichkeit kann ich mir von Nico sogar noch eine Scheibe abschneiden. Beispiel: Letzte Woche schicke ich ihm eine Mail und erkenne zu spät, dass die Anhänge ein sehr großes Datenvolumen haben. Die Mail wird gesendet und gesendet und gesendet, geht aber nicht raus. Wild klicke ich mehrmals auf senden, als wenn das etwas ändern würde. Da ich Mails in bcc auch immer an mich selbst adressiere, bekomme ich später besagte Mail – ganze sechsmal! Kurze Zeit später kommt eine Mail von Nico, und ich ziehe vorsorglich den Kopf ein, weil er ihn mir bestimmt gleich waschen wird. Ich hätte es vermutlich getan. Und er? Schreibt: “Liebe Sabine, ich habe deine Mail bekommen, schaue es mir die Tage in Ruhe an und melde mich bis Ende der Woche.” Deine Mail – Singular. Unglaublich, diese Höflichkeit.
- Mit 25 Jahren hat Nico die Geschäftsführung von Betten Bormann in Dortmund übernommen. Im Jahr 2020 – und wir wissen alle, was da los war. Er ist verantwortlich für 48 Mitarbeitende, die aus über zehn Nationen stammen. Er hat im ersten Jahr der Pandemie noch eine Filiale in Münster eröffnet, die sich genauso gut etabliert hat wie das Hauptgeschäft in Dortmund. Im Ruhrpott kennt nahezu jeder Mensch Betten Bormann.
- Nico arbeitet mit (!) seinem Team, er delegiert als “Boss” nicht nur. Die Personalpolitik des Unternehmens ist einzigartig. Es beginnt mit einer sorgfältigen Einarbeitung, dem Erkennen von Stärken und der Förderung dessen, geht weiter über permanente Weiterbildung und setzt geschlechtsunabhängige Bezahlung durch transparente Gehälter in allen mehrfach besetzten Positionen und klar geregelte Gehaltserhöhungen durch. Seit Geschäftsgründung im Jahr 1962 gab es noch nie (!) eine betriebsbedingte Kündigung, und wenn auf der Website zu lesen ist – “es ist unser Ziel, mit dir in Rente gehen” – ist das wörtlich zu verstehen.
- Mit seinen derzeit 28 Jahren hat Nico in seiner Zeit als Geschäftsführer schon mehr Prüfungen bestehen müssen, als seine Eltern in all den Jahren. Und er meistert sie alle, fachlich und menschlich. Seit einem Jahr ist er glücklich verheiratet, und seine Frau ist zusätzlich noch in der Reisebranche selbständig. Diese Energie …
Millennials haben nur ihre Selbstverwirklichung im Kopf und keine Lust auf lästige Pflichten – so das Klischee. Ich “klatsche” euch das jetzt mal hier hin, und ihr könnt selbst entscheiden, was dran ist oder auch nicht. Unabhängig davon, dass jede Generation ihre Stärken und Schwächen hat und Schubladendenken keine wirklich gute Idee ist, kann ich nur sagen:
Vor Nico Ellermann – Generation Millennails – ziehe ich voller Respekt meinen Hut.
Und bin sehr dankbar, für so ein tolles Unternehmen mit meinen Texten zu dessen Erfolg beitragen zu dürfen. Dieser Beitrag ist mein ganz persönlicher Dank.
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