Glück oder Können. Grafik mit Text: Wenn jemand sehr viel Glück hat, könnte auch Können dahinterstecken.

Glück oder Können – wenn Geister sich streiten

Glück oder Können ist für mich keine “entweder oder” sondern eine “sowohl als auch” Haltung.

Wenn ich mich richtig erinnere, war es Marcel Reif, der Sportjournalist, der in der sonntäglichen Fußballsendung diesen Satz in die Gesprächsrunde warf: “Wenn jemand sehr viel Glück hat, könnte auch Können dahinterstecken.” Sehr gut erinnere ich mich hingegen daran, dass ich wie elektrisiert aufsprang, um mir Zettel und Stift zu schnappen, auf dem dieser geniale Satz schriftlich für immer festgehalten wurde. Denn er drückte genau das aus, was ich schon immer so empfunden habe: Glück oder Können sind keine Gegensätze, von denen entweder das eine oder das andere gilt, sondern sie bedingen einander. Können fördert Glück, und Glück wird wahrscheinlicher durch Können.

Lass uns das einmal am Beispiel meiner beruflichen Tätigkeit als Texterin ganz praxisnah durchspielen …

“Du hast wirklich Glück mit deinen Kunden.”

Sagte mir jemand. Als wäre das so unwahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. Unverdient. Lediglich Glück gehabt. Aber stimmt das auch?

Ich behaupte: nein. Das stimmt so nicht. Ja, ich habe Glück mit meinen Kundinnen und Kunden. Hinzu kommt allerdings auch Können. Können im Sinne von: eine Entscheidung treffen zu können. Bedeutet: auch mal nein sagen, nicht jeden Auftrag annehmen, nicht für jeden Menschen schreiben …

Oha, denkst du jetzt womöglich. Das kann sie auch nur sagen, weil sie es sich leisten kann.

Hm.

Wenn es darum geht, dass ich bei einem “nein” in Kauf nehmen muss, mich nur noch von Brot und Wasser ernähren zu müssen, stimmt das. Das muss ich nicht in Kauf nehmen, kann mir das “nein” leisten und bin sehr dankbar dafür.

Wenn es darum geht, dass ich mir ohnehin alles leisten kann, was ich will, stimmt es nicht. Ich habe ganz sicher nicht so viel Geld, um mir jeden Wunsch sofort erfüllen zu können und selbst regelmäßige Urlaube sind keineswegs an der Tagesordnung. Könnten sie aber sein. Wäre ich nur nicht so wählerisch.

Warum ich es trotzdem bin?

Der Preis, den ich bezahle, wenn ich über etwas schreiben muss, was mir …

  • a) nicht liegt oder
  • b) moralisch fragwürdig erscheint oder
  • c) von einem Menschen kommt, bei dem die Chemie zwischen uns nicht stimmt

… dieser Preis ist mir einfach zu hoch. Und den Preis, den ich für diese Einstellung zahlen muss, zahle ich gern.

Habe ich also Glück? Ja. Allerdings auch verdient. Durch Können. Entscheiden zu können, was ich zu meinem Glück brauche und was nicht.

Ob ich für dich schreibe, findest du einfach heraus, indem du mit mir sprichst. Vielleicht haben wir beide ja Glück. Das wäre ein Glücksfall, gell? Trau dich!

Bildnachweis Canva

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen