Hilfsbereitschaft und Dienstleistung sind zwei Paar Schuhe, die nicht gleichzeitig getragen werden.
So viele Unstimmigkeiten, Missverständnisse und Enttäuschungen ließen sich so leicht vermeiden, wenn jeder Mensch ein für alle Mal verstehen würde, dass Hilfsbereitschaft keine Dienstleistung ist. Wobei das für Gebende und Nehmende gleichermaßen gilt. Im Grunde ist es ganz einfach: Eine Dienstleistung ist ein Geschäft, eine Hilfeleistung ein Geschenk. Wer das nicht durcheinander wirft, erspart sich jede Menge Ärger.
Was ist eine Dienstleistung?
Bei einer Dienstleistung wird eine Leistung erbracht, für die ein zuvor vereinbartes Entgelt nach Leistungserbringung fällig wird. Es gibt also einen Wert und einen Gegenwert. Eine Dienstleistung ist ein Geschäft zwischen zwei Parteien und keiner ist dem anderen hernach etwas schuldig.
Was ist eine Hilfeleistung?
Wer hilft, erbringt eine Leistung, ohne dass ein zuvor vereinbartes Entgelt nach Leistungserbringung fällig wird. Es gibt einen Wert ohne Gegenwert. Das führt häufig dazu, dass zwischen den zwei Parteien eine Art Ungleichgewicht herrscht und der eine vom anderen glaubt, ihm etwas schuldig zu sein. Dabei ist das unnötig, denn Hilfsbereitschaft ist eben keine Dienstleistung.
Hilfsbereitschaft ist keine Dienstleistung
Hilfsbereitschaft ist eine menschliche Eigenschaft, die sich überhaupt nicht klar definieren lässt. Mal bedeutet sie nur ein offenes Ohr, mal die Herstellung eines Kontaktes. Manchmal den Besuch einer Apotheke oder das Händchenhalten am Krankenbett, mal Blumen gießen während eines Urlaubs. Mal mit dem Auto irgendwohin fahren, mal vom Einkaufen etwas mitbringen, mal ein Telefonat führen. Die Aufzählung könnte beliebig weitergehen. Wir helfen, weil jemand in Not oder krank ist. Weil wir etwas entbehren können, was andere dringend brauchen. Weil wir Solidarität spüren und Menschlichkeit leben. Die Gründe sind vielfältig, aber eins ist allen gemein: Wir helfen nicht, weil wir etwas dafür zurückhaben möchten. Wer dies doch tut, verwechselt Hilfsbereitschaft mit einer Dienstleistung und muss sich nicht wundern, wenn er enttäuscht wird. “Wie du mir, so ich dir” ist kein gültiges Gesetz bezüglich Hilfsbereitschaft.
Das mag dem einen oder der anderen jetzt vielleicht zu altruistisch klingen, denn ein Gefühl von “dann werde ich doch ausgenutzt” schleicht sich womöglich in die eigenen Gedanken. Nein! Du musst dir einfach nur im Vorfeld klar werden, ob du helfen willst oder ob du eine Dienstleistung erbringen willst. Wenn du hilfst, dann mach es ohne Erwartungen. Wenn du Erwartungen an die Hilfe knüpfst, lass es besser, niemand zwingt dich.
Ein anderer Blick auf Hilfsbereitschaft
Wenn du einem anderen Menschen etwas Gutes getan ist, ist es völlig absurd anzunehmen, dass das Gute 1:1 zurückgegeben wird. Bei Hilfe gibt es keine Balance zwischen zwei Parteien, Hilfe basiert per se auf einem Ungleichgewicht. Aber Hilfe kann “wandern”. Wir vergessen nicht, wenn uns jemand geholfen hat. Und nur, weil wir es dieser bestimmten Person nicht vergelten können, können wir es aber bei einer anderen Person. Du findest bestimmt Beispiele in deinem eigenen Leben, hast Hilfe bekommen und Hilfe weitergegeben. Nicht bei ein und derselben Person, sondern verschiedenen. Und ist das nicht überhaupt das Schönste an Hilfeleistungen gleich welcher Art? Sie setzen einen Kreislauf in Gang.
Wenn du es anderen leichter machen willst, Hilfe einfach anzunehmen, könntest du es wie ich machen und ihnen dies sagen:
„Ich habe gern geholfen, eine Gegenleistung ist völlig unnötig. Ich brauche ja keine Hilfe und bin so dankbar dafür, dass es mir selbst guttut, anderen zu helfen. Verstehen Sie? Und womöglich kommt ja mal eine Situation, in der ein anderer Mensch Ihre Hilfe gebrauchen könnte und Sie erinnern sich, wie schön es war, als Ihnen geholfen wurde und helfen nun Ihrerseits. Und so kann das seine Kreise ziehen. Hilfsbereitschaft als positiver Virus, der sich immer mehr ausbreitet und das Leben aller schöner macht. Das wäre mir das liebste Geschenk, das Sie mir machen können.”
Ich hoffe, du kannst nun mit Kopf und Herz nachvollziehen, warum Hilfsbereitschaft nichts ist, was wir auch nur ansatzweise in die Nähe einer Dienstleistung bringen können. Es ist im Grunde traurig, dass sie immer mehr auszusterben scheint. Du kannst mithelfen, sie am Leben zu erhalten, indem du sie weitergibst. Zum weiteren Weitergeben. Nicht, um sie bei nur einer Person zu vergelten und damit vergessen zu können …
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