Selbstgespräche. Ein Mann sitzt auf einem Stuhl und hält in der Hand sein eigenes Gesicht.

Selbstgespräche: Ist mit sich selbst reden verrückt oder schlau?

Selbstgespräche klingen für viele Menschen irgendwie verrückt. Aber sind sie das wirklich? Oder können sie sogar schlau sein?

Wer je schon einmal laut mit sich selbst geredet hat und dabei von anderen beobachtet wurde, kennt das: Komische Blicke, die eindeutig signalisieren, das mit einem offensichtlich etwas nicht stimmt. Wer zusätzlich bei Selbstgesprächen auch noch gestikuliert oder gar lacht, dem droht sogar ein vorsichtiges aus dem Weg gehen. Hier ist offenbar ein verrückter Mensch unterwegs. Nichts wie weg von dem. Kein Wunder also, dass wir Selbstgespräche nur dann führen, wenn wir auch wirklich allein sind. Dabei hat ein lautes mit sich selbst reden viele Vorteile:

Vorteile von Selbstgesprächen

  • Selbstgespräche verbessern die Konzentration. Wir können nicht über etwas reden und gleichzeitig an etwas anderes denken. Wer hingegen nur innerlich “spricht”, dessen Gedanken wandern oft orientierungslos umher.
  • Selbstgespräche trainieren unser Gedächtnis. Alles, was wir laut aussprechen, speichert unser Gehirn viel besser ab. Gleichzeitig wird das Verstehen neuer Inhalte einfacher und sie prägen sich besser ein.
  • Selbstgespräche helfen, eine verloren gegangene Information besser wiederzufinden. Wer still überlegt, fühlt oft Stress, der die Lösung erst recht verhindert. Wer laut redet, findet während des Redens oft wie von selbst die Lösung.

Eigene Erkenntnisse mit Selbstgesprächen: Erinnerung

Zum letzten Punkt kann ich euch sogar einen Beweis liefern. Neulich wollte ich in einem Gespräch die Ähnlichkeit mit den Ohren von Shrek ansprechen. Leider war mir aber der Name Shrek entfallen. Statt still vor mich hin zu brüten und dabei fast wahnsinnig zu werden, weil mir der Name partout nicht einfallen will (wer kennt das auch?), redete ich munter laut weiter:

“Der hat so ähnliche Ohren wie diese Figur in einem animierten Zeichentrickfilm. Du weißt schon, so ein grünes pummeliges Wesen mit abstehenden Ohren wie kleine Trompeten. Der hat sich dann eine Prinzessin verliebt. Sein Name war ganz kurz, nur eine Silbe, warte kurz, Hock? Meck? Nein, jetzt weiß ich es wieder: Shrek!”

Was für eine Erleichterung! Ich bin davon überzeugt, dass lautes Reden hilft, sich besser zu erinnern. Es hat auch nicht zum ersten Mal funktioniert. Probiert es gern bei Gelegenheit aus.

Eigene Erkenntnis mit Selbstgesprächen: Bewusstwerdung

Eine weitere Erkenntnis war, dass ich manchmal unbewusst Wörter benutze, die sich nachhaltig und positiv auf mein Gefühlsleben ausgewirkt haben. Ich hatte in diesem Jahr sehr anstrengende Zeiten, über Monate hinweg. Als ich eine Bekannte traf und wir uns über die jeweils letzten Monate austauschten, schloss ich meinen knappen Bericht mit den Worten: “Ja, das war echt anstrengend.” Später ging mir meine eigene Bemerkung gar nicht mehr aus dem Sinn. Warum hatte ich “war” gesagt und nicht “ist”? Aber genau das war es! Es WAR mir widerfahren. Es war Vergangenheit. Jetzt, aktuell, belastete mich das nur noch, wenn ich aktiv darüber nachdachte, ansonsten war es weg. Vorbei. Zum Glück. Tatsächlich war aktuell in diesem Moment nichts mehr anstrengend, ich hielt lediglich die Erinnerung daran wach. Das laute Aussprechen in der Vergangenheitsform kann dazu führen, sich in der Gegenwart nicht mehr so bedrückt zu fühlen. Das funktioniert nicht nur im Gespräch mit anderen, es funktioniert auch bei Selbstgesprächen. Ich habe es ausprobiert. Vielleicht magst du es auch einmal testen.

Zum Abschluss noch ein kleiner Tipp

So kannst du vermeiden, dass andere dich merkwürdig anschauen, wenn du in der Öffentlichkeit Selbstgespräche führst. Natürlich hab ich es für dich getestet und kann dir versichern: Es funktioniert.

Setz dir Kopfhörer auf. Kein Mensch erkennt, ob du gerade telefonierst oder nur mit dir selbst sprichst. Der Anblick ist mittlerweile völlig normal und keinen Blick mehr wert. Sag selbst, das ist keineswegs verrückt, das ist schlau, oder?

Bildnachweis Canva

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