Träumer oder Realist. Der Kopf einer Frau verschwindet in den Wolken.

Träumer oder Realist?

In Bezug auf mich selbst bin ich Träumer, in Bezug auf die Welt Realist

Es ist nicht richtig, dass wir nur eins sein können: Träumer oder Realist (m/w/d). Menschen können durchaus beides sein. Ich bin beides, je nach gewähltem Standpunkt. Persönlich und nur mich betreffend bin ich oft und gern Träumer, allgemein und andere einschließend bin ich eher Realist.

An drei Beispielen zeige ich dir gern, wie ich Realität und Träume miteinander verbinde

Frieden

Menschen wünschen sich Frieden, ich auch. Das war schon immer so. Und doch gibt es keinen Frieden. Nicht jetzt, nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft. Die Gründe könnten andere besser erklären als ich, ich habe einfach zähneknirschend akzeptiert, dass es keinen Sinn macht, einen Traum zu träumen, der nie in Erfüllung geht. Ich kenne einige Menschen, die mir ständig erzählen, wie sehr sie sich Frieden wünschen. Gleichzeitig informieren sie sich ständig über aktuelle Kriege. Sie füttern ihr Gehirn mit all diesen Abscheulichkeiten, täglich. Das kann nach meinem Empfinden nicht wirklich gut fürs eigene Seelenheil sein. Vom Traum mal ganz zu schweigen, der täglich den Beweis vor den Latz geknallt kriegt: Du bist nicht mehr als ein Hirngespinst.

Ich erkenne stattdessen die Realität an. Was nicht bedeutet, dass ich das gut finde. Es bedeutet lediglich, dass ich erkannt habe, dass da viel zu viel außerhalb meines Einflusses ist. Ich glaube einfach nicht, dass es Weltfrieden unter Menschen geben kann, so traurig das auch ist. Es gibt und gab immer wieder Kriegstreiber, und es wird sie auch weiter geben. Auch das ist die Menschheit. Zyniker glauben sogar, es betrifft die Mehrheit der Menschen. In der Hinsicht bin ich anderer Meinung. Es sind wenige, aber leider mit viel Macht.

  • Wie ich Realist und Träumer in dem Punkt für mich vereine:

Ich entscheide für mich ganz persönlich, da nicht mitzumachen und fange bei mir selbst an. Säe keinen Hass, Zorn, Neid, Gier oder Missgunst in die Welt. Ich achte darauf, anderen Menschen gegenüber höflich, respektvoll, freundlich und wertschätzend entgegen zu treten. Sorge gut für mich selbst und kann aus dieser Zufriedenheit heraus entspannter leben, auch im Umgang mit anderen.

Weil nichts, was wir tun, folgenlos bleibt, hat mein Verhalten möglicherweise auch Folgen und wirkt in anderen nach. Ich säe, andere ernten, und ich achte nur darauf, was ich säe. Das mag wenig sein, ist aber alles, was ich selbst beitragen kann. Und bei sich selbst anfangen scheint mir eine gute Idee zu sein. Insbesondere in einer Welt, in der wir doch nur allzu oft darauf warten, dass andere den Anfang machen. Außerdem nimmt es mir das Gefühl der Ohnmacht, und manchmal träume ich, dass mein Verhalten sich wie der Schlag eines Schmetterlingsflügels auswirken könnte.

Gesundheit

Niemand will krank sein oder werden. Wir träumen alle von der ewigen Gesundheit und unternehmen bisweilen kuriose Anstrengungen, um diese zu erhalten oder zu erreichen. Immer in der Überzeugung: Wenn ich nur alles richtig mache, werde ich nicht krank oder habe zumindest die Wahrscheinlichkeit, krank zu werden, drastisch gesenkt. Auch da bin ich eher Realist und weiß: Im Leben werden wir alle hin und wieder krank. Unser Körper ist schlichtweg zu komplex dafür. Über 200 Knochen, mehr als 600 Muskeln, ein stetig pochendes Herz, rauschendes Blut, elektrisierende Nervenimpulse. Unser Körper ist (harte Wahrheit) ein auf Ausfall angelegtes System, das irgendwann nach und nach seine Dienste verweigert. Augen werden schlechter, Ohren tauber, Zähne weniger, Haare fallen aus, Knochen brechen, Gehirne können verrückt spielen und Organe versagen. Auch kerngesunde Menschen sterben, es ist schlimm und doch wahr.

  • Wie ich in dem Punkt Realist und Träumer für mich vereine:

Ich beachte jahrhundertelange Erfahrungswerte und ernähre und bewege mich ausreichend. Springe nicht auf jeden Zug, der behauptet, diese Supplementierung, dieser Longevity-Trend, diese Optimierung wäre zwingend erforderlich, um gesund zu bleiben. Bleibe skeptisch bei Ratschlägen, in denen Wasser gepredigt, aber selbst Wein getrunken wird. Genieße manches, über das andere nur den Kopf schütteln, wüssten sie es. Und vergesse nie den Satz eines Arztes mir gegenüber (den ich zu seinem Schutz nicht verrate):

“Wenn Sie etwas tun, tun Sie es mit Genuss und nicht mit schlechtem Gewissen. Ein schlechtes Gewissen macht krank.”

Mir hat das vollkommen eingeleuchtet. Und ich träume davon, dass nicht nur die körperlichen Anstrengungen zur Gesunderhaltung eine Rolle spielen, sondern auch die mentalen und spirituellen.

Erwartungen

Wie einfach wäre das Leben ohne Erwartungen? Es gäbe keine Enttäuschungen, denn diese resultieren aus Erwartungen, die nicht erfüllt wurden. Nach einigen einschneidenden Erlebnissen in meiner Vergangenheit differenziere ich Erwartungen mittlerweile. Bei geschäftlichen Kontakten habe ich nach wie vor hohe Erwartungen (und kommuniziere diese auch). Das gilt fürs Nehmen und auch Geben, ich würde nie von anderen erwarten, was ich nicht selbst zu geben bereit wäre. Es ist ein Geschäft und hier kann und muss die Balance gewahrt bleiben.

Im privaten Bereich habe ich mich von Erwartungen getrennt. Da wurde ich von einer Träumerin zur Realistin. Musste einsehen, dass Versprechen leichtfertig gegeben und noch leichter wieder vergessen wurden. Musste einsehen, dass Menschen, wenn`s drauf ankommt, immer sich selbst und ihren eigenen Vorteil im Sinn haben. Durfte erkennen, dass es wirklich auch zu viel verlangt ist, anderen Menschen unsere Erwartungen aufzudrücken. Hier gibt es keine geschäftliche Basis mit klaren Regeln, hier gibt es nur ein zwischenmenschliches Miteinander und das ist fragil, emotional und von subjektiven Regeln geprägt.

  • Wie ich Realist und Träumer in dem Punkt für mich vereine:

Um trotz realistischer Erwartungshaltung anderen gegenüber (nämlich keiner) nicht zur Zynikerin zu werden, schaue ich mal wieder nicht auf andere, sondern auf mich. Bin radikal ehrlich mir selbst gegenüber. Tue ich anderen Gutes und erwarte wirklich nichts dafür? Nur, wenn sich da kein “naja, es wäre schon schön, wenn …” meldet, tue ich es, sonst lasse ich es bleiben. Für mich fühlt sich das sogar besser an, als hätte ich Erwartungen gehabt, die erfüllt wurden. Reiner, echter, selbstloser. Ich träume, dass sich diese Art des Gebens mehr verbreitet und freue mich immer, wenn sie mir selbst begegnet.

Vielleicht hast du ja jetzt Lust bekommen, deine eigenen Träume zu reflektieren.

Wann sind sie realistisch, wann sind sie Hirngespinste? Und vor allem: Was kannst du selbst tun, um sogar Hirngespinste für dich ganz persönlich weiter zu träumen?

Zum Schluss verrate ich dir noch meinen Herzenswunsch, der auch schön deutlich macht, wie ich trotz aller Träumerei auch Realistin bin und bleibe:

“Ich möchte morgen ein besserer Mensch sein als heute. Und wenn nicht morgen, ist übermorgen ja auch noch ein Tag.”

Sabine Krömer

Bildnachweis Canva

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