Bücher, die mich begeistert haben. Mein Buchtipp 4 – Wir müssen über Kevin reden
Ich warne vorab: Dieses Buch ist keine leichte Kost! Der Klappentext beschönigt nichts. Bei meinem Buchtipp 4 – Wir müssen über Kevin reden – war ich froh, im Voraus nicht annähernd geahnt zu haben, was hier auf mich zukommt. Eine Mutter schreibt Briefe an ihren Ehemann und rollt darin die Geschichte der Familie auf. Eine Geschichte, die das Vorher und Nachher eines bestimmten Donnerstages beschreibt, an dem der 15-jährige Sohn in seiner Schule neun Menschen tödlich verletzte. Ich hätte vermutlich nie nach diesem Buch gegriffen, wäre die Autorin mir nicht so ans Herz gewachsen. Ihre anderen Bücher haben mich gefesselt und mitgenommen, sprachlich, inhaltlich und emotional. Das war der Grund für meine Wahl.
Vielleicht hoffte ich, eine Antwort auf die große Frage WARUM zu finden, die man angesichts einer solchen Tat unweigerlich stellt. Eine Antwort auf die Frage, was vorher schief gelaufen war und wer letzten Endes die Verantwortung – oder Schuld – trägt. Denn einen Schuldigen wollen wir ja alle immer gern benennen können. Vielleicht vertraute ich der Autorin, dass – wenn überhaupt – sie es schafft, eine solche Antwort zu geben.
Obwohl ich es nicht ertragen würde, dieses Buch noch einmal zu lesen, ist es definitiv eine Empfehlung wert. Ich mag Bücher, die nachhallen. Die einen noch lange beschäftigen. Über die man das fast zwanghafte Bedürfnis verspürt, darüber zu reden. Und es nicht kann. Jedenfalls mit niemandem, der die Zusammenhänge nicht genau so gut kennt wie man selbst durch die Lektüre.
Wer also gnadenlose Ehrlichkeit verträgt, meiner Buch Empfehlung folgt und die Geschichte von KK liest, ist herzlich willkommen, mit mir darüber zu reden. Wenn er mag. Und kann.
Lionel Shriver ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, der erst mit diesem Roman (sie erzählt, es wäre ihr letzter Versuch gewesen) der internationale Durchbruch gelang. Das Buch wurde 2005 mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet.
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