Selbsttäuschung-warum wir uns selbst belügen. Im Bild eine Frau, die aus einem Spiegel herausschaut.

Selbsttäuschung. Warum wir uns selbst belügen.

Selbst grundehrliche Menschen verfallen ihr: der Selbsttäuschung.

Wir alle möchten gern von uns behaupten können, stets ehrlich mit uns selbst und anderen sein zu können. Etwas vortäuschen, was nicht ist? Auf keinen Fall! Das ist niederträchtig, feige, böse, unserer völlig unwürdig, so sind wir nicht, auf keinen Fall. Und Selbsttäuschung schließen wir ohnehin aus. Schließlich kennt uns niemand so gut wie wir uns selbst. Ganz sicher? Lass uns mal gemeinsam in einen Spiegel schauen …

Täuschung der anderen – die vielen lieben kleinen Notlügen …

Ich könnte hier nun einen Roman tippen, allerdings erkenne ich neidlos an, wenn jemand anderes zu diesem Thema schon alles gesagt hat, was es zu sagen gibt. Noch dazu auf höchst amüsante Weise, die das Lesen zum absoluten Genuss werden lässt. Bitte werft einen Blick auf dieses wunderbare Interview, das Jürgen König von deutschlandfunkkultur.de mit dem “SZ” Journalist Jürgen Schmieder geführt hat.

40 Tage lang nicht lügen

Selbsttäuschung. Jeder täuscht sich. Jede auch.

Mich selbst betrachte ich durchaus als ehrlichen Menschen. Auch mir selbst gegenüber. Selbstreflexion liegt mir im Blut, meine Schwächen kenne ich besser als meine Stärken und mit mir selbst gehe ich durchaus hart ins Gericht. Und dennoch bin auch ich nicht davor gefeit, der Selbsttäuschung in die Falle zu gehen.

Bewusst wird mir das, wenn ich zutiefst überzeugt mein Leid klage und mich bei Peter über andere beschwere. “Hör mal, xy hat definitiv eine Grenze überschritten. Ich bin doch nun wirklich sozial verträglich und hab sie lediglich darum gebeten, noch diese Kleinigkeit für mich zu machen und dann knallt sie mir ein “jetzt reichts!” vor den Kopf. Ich hab sie immerhin bezahlt. Wie kann die so mit mir umspringen?!”

Wenn Peter mir dann geduldig erklärt, dass ich durchaus sehr einvernehmend sein kann, bin ich völlig vor den Kopf gestoßen. Ich? Einvernehmend? Ich verlange doch von anderen nicht mehr, als ich selbst zu geben bereit bin. Allerdings ist meine Bereitschaft ja nicht zwangsläufig die aller anderen Personen in meinem Leben. Ihre Grenzen sind andere als meine. Ist es nicht absolut unfair, ihnen meine Grenzen überstülpen zu wollen? Ich gerate ins Grübeln …

Immer wieder schafft Peter es, mir den Spiegel vorzuhalten und mich erkennen zu lassen, wer ich bin. Nicht immer stimmt das Bild, das er von mir zeichnet, mit dem überein, das ich mir von mir selbst mache. Das tut weh und ist gleichzeitig gut. Denn ich erkenne, dass ich auch mal unfair, kleinlich, verletzend, egoistisch, vorschnell urteilend und wer weiß was sonst noch alles sein kann – und trotzdem geliebt werde. Er bringt mich dazu, ein ganz normaler Mensch zu sein und als solcher auch Fehler machen zu dürfen. Noch besser: Er hilft mir, sie zu erkennen, wenn ich blinde Flecken habe. Manchmal kann ich dann Fehler wiedergutmachen. Zumindest aber nicht den gleichen Fehler immer wiederholen.

Wir haben alle einen blinden Fleck uns selbst gegenüber

Uns selbst glasklar wahrzunehmen, wie wir sind, ist uns einfach nicht möglich. Niemand von uns guckt den ganzen Tag in einen Spiegel. Schon mal gar nicht in einen, der uns unser Inneres spiegelt. Mal ganz davon abgesehen, dass es so einen Spiegel gar nicht gibt. Wenn überhaupt haben wir das Glück, dass dies für uns ein anderer Mensch übernimmt. Zu unserem Spiegel wird. Und von dem wir sicher sein können, dass er ihn uns keineswegs in böser Ansicht vorhält, sondern lediglich, damit wir andere (und uns selbst) besser verstehen können. So einen Menschen wünsche ich auch dir und euch.

Ein abschließender Gedanke zur Selbsttäuschung:

Ganz so schlecht ist Selbsttäuschung allerdings auch nicht, sie kann zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden …

Wenn du ein Bild von dir in dir trägst, das dich liebevoll, verständnisvoll, empathisch, fürsorglich, verzeihend, sanft, demütig und freundlich zeigt – wirst du alles tun, um diesem inneren Bild von dir auch gerecht zu werden. Das ist ein universelles Gesetz. Deshalb hadere nicht mit dir und trage deine Fehler und Schwächen nicht wie eine Krone auf dem Kopf mit dir herum. Konzentriere dich lieber darauf, der oder die zu werden, die du im Herzen gern sein möchtest. Mit jedem neuen Tag bist du einen Schritt weiter.

Bildnachweis Canva

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