Eine gute Möglichkeit, um sich selbst zu helfen: Schreiben als Therapie
Es gibt Zeiten, da prasselt so viel auf uns ein, dass der Kopf komplett überfordert ist. Nicht mehr weiß, was er denken soll. Glauben kann. Von Gefühlen einmal ganz abgesehen. In diesen Fällen kann Schreiben wie eine kleine Therapie wirken. Die du dir selbst geben kannst.
Menschen sind unterschiedlich und gehen auch mit derartigen Situationen unterschiedlich um. Ich wende mich heute an die, die unter Sprachlosigkeit leiden. Die gar nicht wissen, was sie zu all dem sagen sollen. Die noch nicht einmal mit engsten Freunden oder Familienangehörigen reden können. Weil Worte nur eine Ahnung im Kopf sind, den Weg nach draußen aber nicht finden. Und zu Atemnot führen.
Was du immer kannst und wozu du keinen anderen Menschen brauchst, ist schreiben. Es kann sehr befreiend sein, sich alles von der Seele zu schreiben. Gerade dann, wenn niemand sonst es sieht oder liest. Du keinen Widerspruch erntest, keine Verurteilung, keinen unerbetenen Ratschlag bekommst. Das Paradoxe ist nämlich: Es bedarf gar nicht immer einer Lösung. Es reicht schon, dass das – was dich bedrückt – raus ist. Das allein schafft schon spürbare Erleichterung. Und die kannst du dir selbst schenken.
Du darfst alles schreiben, sei es auch noch so albern oder nichtig oder egoistisch oder falsch oder konfus.
Du darfst Fehler machen, dich in Widersprüche verwickeln und von einem Thema zum anderen springen. Schreib ohne zu überlegen, einfach aus dem Bauch heraus. Niemand außer dir wird es lesen, du brauchst keine Zensur befürchten.
Wer daran zweifelt, dass etwas so Einfaches – noch dazu ohne konkreten Lösungsansatz – tatsächlich eine psychische Erleichterung sein kann, der rufe sich einmal eine Situation aus seinem Leben in Erinnerung. Ein Geheimnis, das nicht geteilt werden durfte. Ein Wissen, das gefährlich war. Ein Gedanke, der tiefe Scham hervorrief. Nicht darüber reden zu können kann unerträglich werden. Und manchmal platzen wir dann damit heraus, verletzen andere und fühlen uns trotzdem selbst erleichtert. Immer noch nicht gut und um den anderen tut es uns auch leid, aber der Druck in uns selbst ist weg. Einfach weil es raus ist.
Diesen Effekt kannst du erzielen – ohne andere zu belasten – indem du schreibst, wenn du unter Sprachlosigkeit leidest. Dir alles zu viel wird. Du keinen zum Reden hast oder es auch gar nicht willst.
Ich selbst nutze das auch und es hat mir schon über manch dunkle Zeit hinweggeholfen. Nicht immer ist professionelle Unterstützung sofort verfügbar und nicht immer ist sie zwingend erforderlich. Du kannst es auch erstmal so probieren. Bei mir waren es immer 3-Wort-Sätze, die mich in Sprachlosigkeit versinken ließen.
Schreiben als Therapie – hier habe ich es angewendet:
„Papa ist tot.“
„Wir müssen reden.“
„Es reicht jetzt.“
„Es ist aus.“
„Ich hasse dich.“
Beim Schreiben habe ich oft auch mit 3-Wort-Sätzen angefangen.
„Nein, nein, nein.“
„Ich habe Angst.“
„Sag das nicht.“
„Verlass mich nicht.“
„Ich liebe dich.“
Und es dann fließen lassen. Rotz und Wasser geheult, geflucht, geschimpft, gewütet, gebettelt, gefleht. Und dann war es irgendwann gut. Das Schreiben hat wie eine kleine Therapie gewirkt. Die Gedanken waren klarer, der Körper angenehm müde. Manchmal habe ich für mich eine Entscheidung treffen können, manchmal noch nicht. Manchmal habe ich die Worte verschickt, manchmal habe ich sie für mich behalten. Immer waren sie mir Trost. Immer waren sie ganz “Ich” und allein das war gut zu wissen. Ein Stück Sicherheit im Chaos.
„Schreiben ist für mich der rote Faden aus der Gedankenflut in meinem Kopf.“
Sabine Krömer
Vielleicht macht es auch deinen Kopf freier und dein Gefühl leichter.
Ich wünsche es dir von Herzen.
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