Betroffene wissen: Katastrophendenken ist nicht schön. Nicht Betroffene wissen das nicht.
Dass Nachrichten und Medien generell ihr Hauptaugenmerk auf die Berichterstattung negativer Umstände legen, ist eine Tatsache, die ich zwar nicht mögen, aber eben auch nicht ändern kann. Höchstens durch mein eigenes Verhalten, indem ich zum Beispiel weniger davon konsumiere. Um meinem eigenen Katastrophendenken Einhalt zu gebieten.
Dennoch komme ich nicht umhin zu bemerken, dass die Katastrophen mittlerweile allgegenwärtig sind und uns stets bedrohen. Sommerliche Tage mit über 30 Grad sind kein schöner Sommertag mehr, sondern stellen eine extreme Hitzebelastung für den menschlichen Organismus dar, vor der man sich am besten im schattigen Drinnen schützt. Lebensmittel kann nur noch der ohne Gefahr für Leib und Seele essen, der auf eigenem Land sein Obst und Gemüse selbst anbaut. Keime, Viren und Bakterien lauern überall, und das menschliche Immunsystem scheint diesem Ansturm immer weniger gewachsen zu sein. Frieden ist nur noch eine fast vergessene Sehnsucht, denn irgendwo und zwischen irgendwem auf dieser Welt kracht es immer. Und weil wir alle so schön global miteinander verbunden sind, betrifft es auch immer uns ganz persönlich. Da kann einem wirklich angst und bange werden, und ich kenne mich da leider aus.
Nein, ich möchte nichts schönreden. Ich möchte aber auch nicht für alles und jeden auf dieser Welt verantwortlich sein müssen.
Ich hege sogar die naive Auffassung, dass ein jeder dazu beitragen kann, diese Welt ein bisschen schöner und gesünder und friedlicher werden zu lassen. Nur eben bitte nicht durch Konzentration auf diverse Schreckensszenarien, sondern lieber vor der eigenen Tür seinen positiven Anteil am Geschehen in die Tat umsetzen. So klein er auch sein mag – da geht immer was. Nicht auszudenken, was passieren könnte, würde ein jeder so handeln …
Sich auf die Menschen direkt vor einem zu konzentrieren ist Aufgabe genug. Finde ich. Und selbst damit kann man komplett überfordert werden. Neulich sah ich zum Beispiel in den sozialen Medien bei einem von mir sehr geschätzten Kontakt ein schwarzes Bild mit einer brennenden Kerze und dem aktuellen Tagesdatum. Kein Text, keine Erklärung, nichts. Mein Herz setzte fast aus. Was war geschehen? War er todkrank? Jemand aus seiner Familie gestorben? Welche persönliche Tragödie verbarg sich hinter dem Bild? Soll ich ihn anrufen? Schreiben? Gedanken über Gedanken. Vor allem, weil ich die Person mag. Natürlich, sonst wäre es mir ja auch schnuppe gewesen.
Wie sich später herausstellte, war die Person betroffen von der aktuellen Entwicklung, in der Russland die beiden Separatistengebiete Luhansk und Donezk als unabhängig erkannt hat, Truppen in diese Gebiete sandte und die „Gefahr eines größeren Krieges am Rande Europas in der Luft liege“.
So tragisch diese Entwicklung auch sein mag und so unklar dessen mögliche Konsequenzen – was wiederum zu natürlichen Ängsten führt – so sehr habe ich trotzdem durchgeatmet und gedacht: „Ach so. Und ich dachte schon …“
Denn machen wir uns eins doch bitte klar:
Was das Weltgeschehen betrifft, gäbe es durchaus des Öfteren Anlass zur Betroffenheit, Traurigkeit und Pessimismus. Deswegen gleich „eine schwarze Trauerkarte“ zu posten und damit dem allgemeinen Katastrophendenken Feuer zu geben, fand ich hingegen unangemessen. Wohl auch, weil ich mich um die Person ganz persönlich und ernsthaft gesorgt hatte.
Meine Bitte:
Strapazieren wir doch bitte nicht unsere Mitmenschen mit bedeutungsschwangeren Bildern ohne jegliche Erklärung. Ohnehin ängstliche Gemüter stürzen wir damit in eine tiefe Besorgnis ohne konkreten Anlass. Zudem könnte es beim Überstrapazieren dazu führen, dass niemand mehr reagiert, wenn es tatsächlich mal um eine persönliche Tragödie geht …
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