Gedanken über den Sinn des Lebens
Hin und wieder frage ich mich das selbst: “Was bleibt von dir nach deinem Tod, Sabine?” Verbunden mit der Frage: “Was für einen Sinn hat mein Leben überhaupt?” Für Menschen mit Kindern ist diese Frage womöglich nicht so bedrückend. Sie hinterlassen sichtbar etwas. Neues Leben in Form von Kindern und Enkelkindern, in denen ein Teil von einem selbst immer weiterlebt. Und für die das eigene Leben sehr wohl einen Sinn ergibt.
Ich selbst habe keine Kinder. Es war keine freiwillige Entscheidung. Es sollte halt nicht sein. Eine Weile war das nicht ganz einfach für mich. Letzten Endes habe ich mich mit den Tatsachen abgefunden. Ich würde auch nie behaupten, dass mein Leben wegen mangelnder Kinder nun keinen Sinn habe. Nur stellt sich mir die Frage: Was bleibt von dir nach deinem Tod, Sabine?
Vor etwa 20 Jahren habe ich – ohne es zuvor vorgehabt zu haben – ein Buch geschrieben. Es floss alles aus mir heraus und hat mir keinerlei Mühe bereitet. Nachdem meine Freundin das Ganze dann mit wunderschönen Illustrationen versehen hatte, war es einfach zu schade, nichts weiter mit dem Papierstapel zu unternehmen. Also suchte ich einen kleinen Verlag, der bereit war, mein Buch zu annehmbaren Preisen zu veröffentlichen und ggf. auf Bestellung auch zu drucken. Als der Vertrag mit meinem Anbieter auslief, habe ich nicht verlängert. Die Nische für mein Thema war zu klein, der Verlag selbst auch zu unbedeutend. Eine Verlängerung machte keinen Sinn.
Seit 2011 gab es dann die Möglichkeit, über Amazon mit der Online-Publishing-Plattform Kindle Direct Publishing (KPD) sein eigenes E-Book direkt online zu stellen. Ich überlegte mir, dass das eine gute Möglichkeit wäre, mich praktisch unsterblich zu machen. Selbst nach meinem Tod gäbe es immerhin noch ein Buch von mir. Also setzte ich mich an die Arbeit, überarbeitete mein Manuskript, fügte einen Epilog hinzu, formatierte alles und lud es auf Amazon hoch. Ab 10. September 2019 konnte jeder mein Buch „Die Wolke auf der du sitzt“ ganz einfach bei Amazon bestellen. Mir ging es keinesfalls darum, zig Bestellungen zu generieren. Vorrangig wollte ich mir durch mein Buch ein Stück Unsterblichkeit sichern.
Heute – drei Jahre später – erkenne ich meinen Denkfehler. Wer wird in 54 Jahren noch nach meinem Namen suchen? Keiner. Wer wird in 66 Jahren nach meinem Buch suchen? Keiner. Der Zufall mag es irgendwem anzeigen, mehr aber auch nicht.
Was bleibt von dir nach deinem Tod?
Ich hinterlasse nach meinem Tod gar nichts. Bin einfach weg und relativ schnell auch vergessen.
So ernüchternd diese Erkenntnis im ersten Moment auch erscheinen mag, so viel Freiheit schenkt sie beim zweiten Blick. Denn:
- Warum sollte mein Leben bedeutender sein als das von Milliarden Menschen vor mir?
- Warum nehme ich mich selbst so wichtig und für wen bin ich das überhaupt?
- Warum suche ich im Außen nach einem Sinn meines Lebens und für wen?
Momentan denke ich, es reicht völlig aus, während des eigenen Lebens anderen Menschen und der Umwelt so wenig Schaden wie möglich zuzufügen. Das reicht schon. Es ist schön, andere zum Lachen zu bringen. Es ist schön, anderen Gutes zu tun und sie zu inspirieren. Es ist schön, wenn Menschen sich freuen, mich zu kennen. Es ist schön, diese Welt nach eigenem Vermögen jeden Tag ein bisschen schöner, bunter, lebendiger und freundlicher zu gestalten. Das habe ich in der Hand und danach strebe ich. Das sollte reichen, oder?
Und weil ich – im Großen und Ganzen gesehen – so unwichtig bin, darf ich mir auch erlauben, so viel Spaß und Vergnügen im Leben zu haben wie nur irgend möglich. Ich schade damit niemanden, tue mir selbst aber so viel Gutes wie möglich. Damit mein Leben für mich (!) einen Sinn ergibt.
„Das Leben will gelebt werden, das ist alles, was es zu tun gibt!“
Eleanor Roosevelt
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