Mach dir bewusst, wie du sprichst, und erkenne die Macht der Worte.
Heute möchte ich dir ein reales Erlebnis von unserem morgendlichen Spaziergang mit den Hunden erzählen. Mir fiel die negative Sprache auf, und ich machte mir Gedanken über die Macht der Worte.
Peter und ich gehen mit unseren Hunden spazieren, sie haben sich im Feld ausgetobt und nun schlendern wir den Bürgersteig auf dem Weg nach Hause entlang. Hinter uns ist eine Frau, die es offenbar eilig hat, jedenfalls geht sie deutlich schneller als wir. Also stellen wir uns in die nächste Einfahrt und lassen sie vorbeigehen. Sie bedankt sich und Peter erklärt kurz, dass die Hunde halt an jeder Ecke erstmal schnüffeln müssen. Ihre Antwort: “Ich kenne das Problem. Hab auch einen Hund.”
Problem? Hat Peter etwas von Problem gesagt? Empfinden wir den kurzen Halt – weil Hund erst schnüffeln muss – als Problem? Nein. Empfindet die Frau das als Problem? Kann ich mir nicht vorstellen. Wer einen Hund hat, für den ist das schlichtweg normal. Ein Gassi-Gang ist in der Regel kein Marathon, den es in kürzester Zeit zu absolvieren gilt, sondern eine für alle Beteiligten schöne Angelegenheit. Warum also benutzte die Frau das Wort “Problem”?
Negative Sprache wird kaum bewusst eingesetzt – mit fatalen Folgen.
Das geschilderte Beispiel ist nur eins aus einer schier endlosen Masse, die wir tagtäglich hören, lesen und im schlimmsten Fall selbst sprechen. Hier ein paar Sätze, die ich so gehört habe, und die mich sehr nachdenklich stimmen.
- Eine langjährige Beziehung ist Schwerstarbeit.
- In den nächsten Tagen wird die Hitze unerträglich.
- Mein Rücken bringt mich noch um.
- Du hörst mir nie zu.
- Wir haben ein großes Problem.
- Die Arbeit kotzt mich an.
- Überall gibt es nur noch schlechte Nachrichten.
Ich gehe stark davon aus, dass kein Satz so schlimm gemeint war, wie er sich anhört. Warum aber wird er dann genauso gesprochen? Warum eine negative Sprache benutzt und nicht anders? Keine Idee, wie anders? Ich hätte da ein paar Vorschläge.
- Eine langjährige Beziehung ist ein gegenseitiges Lernen mit und an einander.
- In den nächsten Tagen wird es sommerlich warm.
- Mein Rücken schmerzt.
- Du hast mir jetzt womöglich nicht richtig zugehört.
- Wir haben Klärungsbedarf.
- Diese Arbeit mag ich nicht sonderlich.
- Schlechte Nachrichten gibt es, gute allerdings auch.
Wie du siehst, hat sich der rein sachliche Informationsgehalt bei den einzelnen Sätzen nicht geändert, sehr wohl aber die Auswirkung auf dein Gemüt.
Wenn dein Rücken schmerzt, ist das leider so, allerdings hat “bringt mich noch um” eine ganz andere Wirkung und lässt dich den Schmerz umso stärker fühlen. Willst du das? Bei “Problemen” zuckt jeder Mensch innerlich zusammen, “Klärungsbedarf” hingegen führt zum innerlichen Ärmel hochkrempeln und einem gedanklichen “packen wir`s an”. Wer nur schlechte Nachrichten in sein Gehirn lässt, verliert darüber auf lange Sicht den Blick auf die guten, die es genauso gibt. Oft sogar direkt vor der eigenen Haustür. Und über eine Beziehung, die “Schwerstarbeit” ist, möchte ich erst gar nicht nachdenken, das innere Bild ist gar zu traurig.
Es geht mir nicht darum, sich alles schön zu reden. Ich möchte nur einen Impuls geben, darauf zu achten, welche Wörter du selber in den Mund nimmst. Und dir damit unter Umständen das Leben schwerer machst, als es sein müsste. Du selber. Achte mal drauf. Und wenn du dich nächstes Mal dabei ertappst, spuck sie doch einfach aus, und ersetze sie durch bekömmlichere Wörter. Du hast nichts zu verlieren, allerdings viel zu gewinnen.
Bildnachweis Canva
Liebe Sabine,
Negative Sprache…die Macht der Worte…
ein sehr wichtiger Beitrag. Mit meinen Coachingklienten erarbeiten ich genau solche Wörter, Sätze, Aussagen. Was ich wichtig finde ist, dass das Gehirn Negationen nicht richtig umsetzen kann. Wenn ich z.B. einem Kind ständig sage “Du sollst NICHT mit dem Stuhl kippeln” wird es das immer weiter machen. Wenn ich stattdessen z.B. sage “Sitz mit Deinem Stuhl still” dann ist das eine Ansage. Ein “Befehl” an das Gehirn.
Nicht, Kein, Nie, Niemals, Never usw. habe ich umgewandelt. Somit sind Affirmationen entstanden die mir und meinen Klienten viel Positives bringen.
Genauso verhält es sich mit Absichtserklärungen….”Ich würde gerne, Ich hätte gerne….”
Ich sag es so wie ich es haben möchte.
“Heute erledige ich alle meinen Aufgaben mit Freude und Leichtigkeit”
“Ich habe immer mehr Geld zur Verfügung als ich benötige”
“Ich bin…….(den Satz kannst Du für Dich erweitern)
So erarbeite ich mit meinen Klienten auch ihren neuen Kontext…
Ich freue mich auf eine Rückmeldung von Dir dazu..
Ganz liebe Grüße
Susanne aus Bremen
Liebe Susanne,
großartig, welch gute Beispiele du hier noch anführst – herzlichen Dank dafür!
Ich erzähle an der Stelle auch immer gern das berühmte Beispiel vom rosa Elefanten. “Denk bloß nicht an einen rosa Elefanten!” Und zack – sieht jeder genau so ein Wesen vor seinem inneren Auge. Deswegen bin auch ich da sehr achtsam im Umgang mit Sprache geworden. Allein schon, um mich nicht unbewusst selbst zu boykottieren.
Liebe Grüße
Sabine 💚