Es ist ein erstaunliches Phänomen: Mut zeigen vor allem Menschen, die sich selbst alles andere als mutig finden.
Das rührt vermutlich daher, dass sie genau wissen, wieviel Angst sie davor hatten und welch große Überwindung sie das gekostet hat. Dieses Wissen verhindert, dass sie ihre Tat – welche auch immer es war – als mutig erkennen. Und doch ist sie es. Denn letzten Endes bedeutet Mut nicht anderes, als es trotz der Angst davor zu wagen. Alles andere ist kein Mut, sondern Wagemut.
Nehmen wir die Menschen, die sich mit Fallschirm aus dem Flugzeug stürzen. Oder die, die auf einem hauchdünnen Seil über tiefe Schluchten balancieren. Menschen, die nahezu senkrechte Berge erklimmen und andere, die sich mit einem Segelboot auf eine Weltreise durch alle Meere begeben. Sie alle sind in unseren Augen so mutig. Scheinbar. Denn lauscht man ihren Geschichten, wird deutlich, dass Angst ihnen allen fremd ist. Sie lieben das Abenteuer, den Nervenkitzel. Das Adrenalin, das durch ihre Adern strömt. Sie wagen etwas, sie sind wagemutig. Das ist etwas völlig anderes als mutig.
Mein Appell an alle, die glauben, sie seien nicht mutig. Besonders im Vergleich mit solchen Menschen wie eben beschrieben.
Du zeigst Mut, wenn du etwas tust, obwohl du Angst davor hast.
Das kann etwas so unwichtiges sein wie einen Online Kurs zu buchen, sich beim Fitnesscenter anzumelden oder auch nur schlicht einkaufen zu gehen. Es ist völlig egal, wie leicht es anderen fällt – es zählt nur, dass du dich überwunden hast. Klopf dir bitte jedes Mal auf die Schulter und sag dir: Ich habe meine Angst überwunden. Ich war mutig.
Lass dir noch eine Geschichte hierzu erzählen:
Ich bin in den kleinen Situationen des Lebens ängstlich und in den großen mutig. Besser als andersrum.
Als meine Hündin von einem mächtigen Rottweiler gebissen, hochgehoben und zum Schleudern angesetzt wurde, beugte ich mich über den Rottweiler und riss beherzt an seinem Halsband. Der Rottweiler bekam einen Moment keine Luft und meine Hündin plumpste aus seinem Maul. Wir haben alle überlebt.
Als meine Nachbarin umziehen und ihren Hund allein im Haus zurück lassen wollte, startete ich einen Aufruf in den sozialen Medien. Sie sah ihn, klingelte nachts um 12 an meiner Tür, hatte ihren kriminellen Sohn im Schlepptau und bedrohte mich. Ich blieb am Ball und der Hund hat ein neues Zuhause.
Als eine Schulfreundin umkippte und alle schreiend im Kreis um sie herum standen, sprang ich in den Kreis und leistete erste Hilfe bis professionelle kam. Alles ging gut aus.
Wenn du mich allerdings fragst, ob wir uns mal treffen oder einfach so zoomen, wirst du mich zögern sehen.
Sei nicht traurig oder verletzt. Ich brauche all meinen Mut für die entscheidenden Situationen im Leben.
Es könnte auch mal eine in deinem Leben geben und dann wirst du vielleicht froh sein, Menschen wie mich an deiner Seite zu wissen.
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