Eine kleine Macke ist oft der Grund, warum du anderen im Gedächtnis bleibst.
Aber nein! Ich habe doch keine Macke! Menschen mit Macken sind doch irgendwie schräg, komisch, zum Lachen oder bedauernswert, aber keineswegs normal. Das sagt doch schon das Wort: Macken. Als “absonderliche Eigenart, Verrücktheit, Tick, Spleen” werden Macken definiert. Wen wundert es also, dass wir unsere eigenen kleinen Macken hüten wie einen Schatz, den niemand außer uns zu Gesicht bekommen darf?
Bitte riskiere doch mal einen sympathischen Blick auf kleine Macken mit mir …
Vorab möchte ich betonen, dass ein deutlicher Unterschied zwischen einer Macke und einem Zwang besteht. Während kleine Macken absolut kein Grund zur Sorge sind, brauchen richtige Zwänge oft professionelle Unterstützung, denn sie können das eigene Leben zur Hölle machen. Das ist aber nicht Thema dieses Beitrags, wir beschränken uns auf kleine Macken.
Als ich mich in einem Social Media Beitrag zu einer Macke von mir öffentlich bekannte, passierte Erstaunliches. Ich wurde weder ausgelacht noch verhöhnt, stattdessen fanden Menschen meine Macke sogar sympathisch und erzählten unaufgefordert von ihren eigenen. Die Macke wurde nicht als Mangel verurteilt, sie wurde eher wie ein Markenzeichen interpretiert. Ich stellte fest, dass – je offener ich mit meinen Macken umging – desto weniger “komisch” andere Menschen diese empfanden. Erstaunlich, nicht wahr? Wenn dich besagter Beitrag interessiert, findest du ihn hier.
Was ich selbst in Bezug auf kleine Macken feststellte:
Mir sind einige Macken anderer Menschen bekannt und tatsächlich empfinde ich keine als störend. Ich kenne zum Beispiel eine Frau, für die ist es wichtig, dass die Fußmatte vor der Haustür akkurat ausgerichtet ist. Warum sollte dieser kleine Spleen mich stören? Sie ist es doch, die bei sich selbst immer darauf achten muss. Und ich kann ihr Gutes tun und meine Fußmatte – sofern sie mich einmal besucht – vorher schön gerade lege. Kein Thema. Einfach ein bisschen Wertschätzung einem besonderen Menschen gegenüber. Ebenso sympathisch ist mir die Macke einer wortgewaltigen Texterkollegin, die in Gesprächen schon mal Wörter verwendet, die ihr Gegenüber nicht versteht. Und die auf Nachfrage selbst nicht erklären kann, was das Wort genau bedeutet und erstmal googlen muss. Ich finde das herrlich! Sich selbst nicht so wichtig nehmen. Über sich selbst auch mal lachen zu können. Zu seinen Macken zu stehen. Das macht uns so wunderbar menschlich. Und sympathisch noch dazu.
Denn – Hand aufs Herz – wer ist schon gänzlich frei von Macken? Jeder Mensch, der mit seinen eigenen Macken offen umgeht, bewirkt bei anderen Menschen ein erleichtertes Aufatmen. Puh! Ich bin nicht allein! Und es kommt noch etwas anderes dazu: Wir merken uns diese Menschen viel leichter. Weil sie etwas besonderes von sich offenbart haben.
- Linda, die mit der Fußmatte.
- Karin, die mit dem großen Wortschatz.
Das sitzt einfach, diese Menschen können gar nicht mehr vergessen werden.
Konformität bleibt im Nebel, Individualität glänzt im Licht.
Schau also selbst liebevoll auf deine kleinen Macken. Auch sie machen den Menschen aus, der du bist. Und wenn du anderen ohnehin sympathisch bist, besteht absolut kein Grund zur Sorge, sie könnten dich wegen deine Macke urplötzlich unsympathisch finden. Dann hätte besagter Mensch wirklich eine extrem große Macke …
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