Schwierige Menschen. Ein Mensch guckt nur mit den Augen sichtbar über eine Mauer.

Schwierige Menschen – eine Herausforderung

Mit schwierigen Menschen leicht umgehen können kann gelernt werden.

Schwierige Menschen – gern gehen wir ihnen aus dem Weg. Sie sind uns zu kompliziert, zu anstrengend, zu nörgelig, zu sarkastisch, zu negativ – ach, einfach viel zu schwierig. Wirklich? Wann überkommt uns denn dieses Gefühl? Doch nur dann, wenn unser Gegenüber gerade nicht auf der gleichen Wellenlänge schwimmt wie wir. Das wirkt spontan störend und irritiert, aber ist es deswegen gleich nötig, das Prädikat “schwierig” über die Person zu stülpen? Wer sind wir denn, dass wir erwarten, die ganze Welt müsse unsere momentane Gefühlslage und Stimmung spiegeln? Und wie ist das mit uns selbst, wenn wir einmal einen schlechten Tag haben? Sind wir dann auch für alle anderen schwierig?

Schwierige Menschen mögen eine Herausforderung sein, sie anzunehmen kann allerdings leicht werden.

Lass mich dir hierzu eine kleine Geschichte aus der vergangenen Woche erzählen:

Seit sechs Wochen leben wir nun in unserem neuen Zuhause. In unserem Weg stehen gerade einmal sechs Häuser, unseres mitgerechnet. Die Nachbarn sind somit sehr überschaubar und der Wunsch, sich mit allen gut zu verstehen, auch etwas eigennützig. Es lebt sich einfach besser, wenn freundliche Menschen um einen herum wohnen. Durch regelmäßige Spaziergänge mit unseren Hunden fiel der Kontakt sehr leicht, alle waren sehr nett und freundlich. Bis auf einen Nachbarn, von dem es hieß, er sei hin und wieder ein Stinkstiefel. Den bekamen wir so gut wie nie zu Gesicht und wenn, machte er nicht die geringsten Anstalten, uns überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Auch seine Frau rauschte mit dem Auto an uns vorbei, Blick stur geradeaus. Komisch.

Schwierige Menschen: Ich habe die Herausforderung angenommen

Am Wochenende habe ich einen Kuchen gebacken und für all unsere Nachbarn einen kleinen Teller vorbereitet. Das hatte ich mir von Anfang an vorgenommen, in einem kleinen Dorf gehört sich das auch heutzutage noch, finde ich jedenfalls. Als ich so vor meinen vier Tellern stehe, denke ich: Stinkstiefel hin oder her, ich bringe ihnen auch einen Teller. Und weil ich Schwieriges gern schnell hinter mich bringe, wanderte ich mit meinem kleinen Korb samt Inhalt zuerst zum besagten Nachbarn und klingelte.

Der Nachbar kam zur Tür, öffnete sie maximal 5 cm, spähte ohne Lächeln hinaus und brummte: “Ja?” Jetzt doch etwas eingeschüchtert hielt ich ihm mein kleines Päckchen entgegen und sagte: “Ich wollte ihnen nur etwas schenken.” “Wer sind Sie überhaupt und was soll das heißen?” “Oh Entschuldigung. Ich bin Ihre neue Nachbarin, habe heute Kuchen gebacken und wollte all unseren Nachbarn etwas davon “auf gute Nachbarschaft” abgeben. Mögen Sie keinen Kuchen?”

Die Verwandlung war enorm. Die Tür öffnete sich weiter, das Gesicht wurde freundlicher, der Kuchen gern angenommen, ein paar Worte gewechselt und zu guter Letzt meinte er noch: “Dass Sie auch zu uns gekommen sind, ist sehr freundlich von Ihnen. Wir wissen wohl, dass wir hier als “sonderbar” gelten. Aber nur, weil wir gern unter uns bleiben, ist das noch lange kein Grund, uns ständig zu ignorieren.”

Da schau einer an!

Wir sind (oft) zu schnell in unserem Urteil. Nehmen (oft) zu viel zu persönlich, was gar nicht so gemeint war. Reagieren (oft) in gleicher Weise und machen damit alles noch schlimmer. Wir glauben (leider) dem Urteil anderer Menschen und distanzieren uns von anderen, nur weil wir gehört haben, dass sie schwierig sind. Auch ich bin nicht frei davon und es hat mich wirklich Überwindung gekostet, besagten Nachbarn nicht auszuschließen. Was bin ich froh, es gemacht zu haben! Jetzt grüßen wir uns kurz und lassen ihn ansonsten in Ruhe. Ein Stinkstiefel ist er keineswegs, nur halt etwas distanzierter als die anderen. Na und?

Meine Erfahrung mit schwierigen Menschen:

  • Mach dir auf jeden Fall ein eigenes Bild und glaube nicht blind, was du gehört hast.
  • Mach dir klar, dass es in der Regel gute Gründe gibt, warum jemand so ist, wie er ist. Du musst die Gründe nicht kennen; es sollte dir nur bewusst sein, dass es welche gibt.
  • Versuche, nicht alles persönlich zu nehmen. Gerade grantige Menschen haben nicht besonders viel Interesse an anderen Menschen. Warum also an dir?
  • Bleib unverändert freundlich, wenn das deiner Art entspricht. “Auge um Auge” hinterlässt auf beiden Seiten nur Blinde.
  • Sei großzügig und verschenke dein Lächeln. Es heißt, niemand hat ein Lächeln nötiger als der, der selbst keins für andere übrig hat. Darin steckt eine tiefe Wahrheit.

Schwierige Menschen mögen anstrengend sein – leichter wird es, wenn du deine Einstellung veränderst. Denn letzten Endes hast du auch nur darauf direkten Einfluss. Und wer weiß? Vielleicht bewirkst du sogar etwas? Heute Morgen jedenfalls habe ich ein angedeutetes Lächeln beim angeblichen Stinkstiefel Nachbarn gesehen …

Bildnachweis Canva

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