Buchtipp 15 - Im Grunde gut. Coverbild des Buchs.

Buchtipp 15 – Im Grunde gut

Bücher, die mich begeistert haben. Mein Buchtipp 15 – Im Grunde gut

Das Buch ist doch sicher nur etwas für esoterische Spinner, oder? Sehen und hören wir etwa nicht Tag für Tag das genaue Gegenteil? Tun wir – und doch ist das nicht die ganze Wahrheit. Deswegen lohnt sich mein Buchtipp 15 – “Im Grunde gut” für jeden Menschen als Lektüre. Ich werde es mit Sicherheit in ein paar Monaten noch einmal lesen, denn es ist so prall voller Beispiele und Impulse, dass es gern tiefer in mein Bewusstsein sinken darf.

Die Frage, die Professor Tom Postmes seinen Studenten im Fach Sozialpsychologie seit Jahren stellt, ist immer die gleiche:

“Ein Flugzeug muss notlanden und bricht in drei Teile. Die Kabine füllt sich mit Rauch. Allen Insassen ist klar: Wir müssen hier raus. Was passiert? Auf Planet A fragen die Insassen einander, ob es ihnen gutgehe. Personen, die Hilfe benötigen, bekommen den Vortritt. Die Menschen sind bereit, ihr Leben zu opfern, auch für Fremde. Auf Planet B kämpft jeder für sich allein. Totale Panik bricht aus. Es wird getreten und geschubst. Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen werden niedergetrampelt.

Frage: Auf welchem Planeten leben wir?

“Ungefähr 97 Prozent glauben, dass wir auf Planet B leben”, sagt Postmes. “Aber tatsächlich leben wir auf Planet A.”

Ich selbst gehöre zu den Menschen, die schon immer – oder vielleicht auch trotz aller negativer Berichterstattung – daran glauben, auf Planet A zu leben. Vielleicht, weil eine andere Sichtweise mir das Leben völlig unerträglich machen würde. Vielleicht, weil ich selbst von mir denke, ein guter Mensch zu sein und nicht glauben möchte, dass es anderen anders geht. Wer will schon freiwillig durch sein Verhalten dazu beitragen, dass Menschen schlecht voneinander denken?

Im Buch “Im Grunde gut” finden sich zahlreiche Beispiele für beide Sichtweisen.

Der Autor verschließt keineswegs die Augen vor all dem Schrecklichen, was Menschen einander antun können. Er geht nur der Frage nach, warum die Menschen so gehandelt oder gedacht haben. Und diese Antworten sind zum Teil augenöffnend. Er beweist, dass die sogenannte Fassadentheorie – nach der unsere Zivilisation nur eine dünne Fassade ist, die beim geringsten Anlass in sich zusammenstürzt – nicht mehr als ein Mythos ist.

“Die Geschichte lehrt uns aber das genaue Gegenteil: Gerade, wenn Bomben vom Himmel fallen oder Deiche brechen, kommt das Beste in uns zum Vorschein.”

Rudger Bregman

Wir lesen von Soldaten, die sich heimlich Warnungen vor geplanten Angriffen zuschicken. Schüsse bewusst viel zu hoch abfeuern, um nur ja keinen Menschen zu treffen. Wir lesen von großzügigem und umfangreichem Geben und Teilen von Gütern und Diensten bei Naturkatastrophen. Vom beherzten Einsatz, wenn ein anderer Mensch in Not ist. Zumindest dann, wenn offensichtlich kein anderes Wesen in der Nähe ist, das helfen könnte. Dann werden wir aktiv. Instinktiv. Wenn ein Verbrechen geschieht und niemand eingreift, kann es schlichtweg daran liegen, dass zu viele Menschen diesen Vorgang beobachten und sich in Folge niemand direkt verantwortlich fühlt.

Das Erkennen solcher Muster zum Beispiel ist sehr hilfreich für das eigene Verhalten. Es unterstützt, sich nicht mehr einem Gruppenzwang unterzuordnen, der keinen Sinn macht. Es fördert die Fähigkeit zum Widerstand und trainiert diese. Es schützt vor der Manipulation einseitiger Berichterstattung und lässt uns nicht alles glauben, was man uns auftischen will.

Ganz gleich, ob du selbst glaubst, der Mensch ist im Grunde gut oder im Grunde schlecht – lies dieses Buch! Es lehrt dich, deinen Blick zu weiten. Es zeigt auf, was alles möglich wäre. Es inspiriert dich. Ich bin mir sicher.

“Es ist eine alte Wahrheit. Von den schönsten Dingen im Leben bekommt man nur dann mehr, wenn man sie verschenkt: Vertrauen, Freundschaft, Frieden.”

Rudger Bregman

Rudger Bregman ist ein niederländischer Autor, Aktivist und Historiker. Sein hier genanntes Buch wurde von mehreren Verlagen abgelehnt. Kein allgemeines Interesse am Thema war die Begründung. Was – bitte schön – sagt das über uns als Gesellschaft aus?

Bildnachweis Lizenz erteilt von Rowohlt Verlag

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